Interislands


[ Reisen Cabo Verde - Kapverdische Inseln ]


Geschrieben von alfred am 25. Juli 2001 13:56:28:

Bin zwar ziemlich im Druck, weil die Interislands kein Flugzeug hat und ich Gäste, die wieder zurück nach Las Palmas müssen, das auch noch zeitgerecht, sonst ist das IBERIA Tkt nach Wien futsch, trotzdem ein paar Worte zu Interislands:

Die Interislands ist nicht als Konkurrenz gegen die TACV gedacht gewesen, sie sollte einfach diese ergänzen. Die schwerfällige Verwaltung der TACV gibt Sicherheit, aber es mangelt eben an Flexibilität. Dies könnte eine kleine Airline für sich nutzen und die anfallenden Geschäfte absorbieren. Es gibt ja auch noch den Cabo Verde Express, der sich aber inzwischen auf reine Chartergeschäfte spezialisiert hat, die Interislands wäre da dazwischen gelegen.

Die Verzögerung der Inbetriebnahme lag nicht daran, daß Interislands eine Nachlässigkeit vorgeworfen werden könnte. Sie hatte eine vorläufige Betriebserlaubnis, die nicht verlängert werden konnte, da ein neues Gesetz über die Luftfahrt im Parlament diskutiert wurde und es lange zu keinem Beschluß kam. Die Luftfahrtbehörde vertrat den Standpunkt, daß sie die endgültige Betriebserlaubnis erst dann gäbe, wenn das Gesetz beschlossen sei, die vorläufige Betriebserlaubnis konnte aber nicht mehr verlängert werden. Das kostete natürlich der Gesellschaft unheimlich viel Substanz, denn sie war fair genug, das Personal durchzufüttern.

Interislands ist eine Gesellschaft caboverdeanischen Rechts. Es gibt Investoren von den kanarischen Inseln, die Leitung der Interislands aber hat ein Caboverdeaner, sein Name ist Carlos dos Anjos. Er ist ein langjähriger Freund von mir, wer mit uns schon eine Tour nach Cha de Pedra gemacht hat, kennt Dona Nizinha, sie ist seine Großmutter.
Mit Carlos dos Anjos, Alfredo Carvalho und Milu Martins (Reihenfolge der Namen habe keinerlei Aussage) habe ich den Deutschlandflug der TACV aufgebaut. Wir waren ein supergutes Team, setzten alle unsere Kräfte ein und hatten auch entsprechenden Erfolg. In weniger als zwei Jahren kamen wir aus den roten Zahlen, das mit der gecharterten Maschine der KLM und später TAP - vor allem ohne ethnischen Verkehr, also echten Urlaubern. Dann kam die politische Wende in Cabo Verde und alles was existenz war, wurde zerschlagen, auch unser Team. Carlos wurde in irgend eine dunkle Ecke gesetzt, machte dann noch eine Ausbildung in Portugal, dann in Brasilien. Als sich die Gelegenheit mit der Interisland ergab, griff er zu und die Gesellschaft hat damit einen exzellenten und verantwortungsbewußten Menschen gewonnen.

Nun, was ist passiert(diese Informationen habe ich aus dem Radio und aus Gesprächen mit dem Direktor der Interislands): die Airline ist sehr jung und muß erst einmal seinen Platz finden. Die geleaste Maschine neu, sollte als Köder für weitere Geschäfte der Leasingfirma dienen, die Interislands aber wollte keine Risikogeschäfte machen und nahm vorerst keine weiteren Geräte ab. Die Leasingfirma wollte die Brasilia gegen eine ältere Maschine tauschen, Interislands stimmte nicht zu. Als im Juni der Leasingbetrag nicht rechtzeitig bei der Firma eingetroffen war, nutzte diese die Gelegenheit, kam mit der alten Brasilia an und wollte sie gegen die neuere tauschen. Interislands stimmte nicht zu und so waren sie ohne Fluggerät. Wenn man bedenkt, daß die Interislands inzwischen weit über eine Million Dollar an die Leasingfirma bezahlt hat und diese wegen 5 Tagen und einem Betrag unter 100.000 Dollar den Vertrag gelöst hat, dann fragt man sich wirklich, was da wohl dahinterstecken mag.

Die Zukunft der Interislands wird gerade diskutiert. Konkret ist ein Gespräch mit einer angolanischen Gesellschaft, die sich einkaufen möchte. Jetzt in diesem Augenblick laufen Gespräche auf Sal und ich werde heute am Abend wahrscheinlich neue Ergebnisse haben. Die Chancen liegen bei 99%, daß ab 01/08 also nächstem Mittwoch, wieder eine Interislandsmaschine in der Luft ist und den Flugplan abdeckt. Sollten die Gespräche mit der anglolanischen Airline platzen, dann gibt es noch zwei weitere Interessenten, mit denen verhandelt werden kann.

Abschließend meine persönliche Meinung: die Interislands nimmt kein Geschäft unserer TACV weg, sie macht das, was für die TACV nicht rentabel ist oder was diese nicht kann.
Ich betrachte die TACV nicht mehr als unsere staatliche Airline, denn sie wird privatisiert werden, ist nur im Augenblick finanziell so schwach, daß kein vernünftiger Preis erzielt werden kann. Meiner Meinung nach fehlt bei der TACV eine personelle Umbesetzung in der Führung und die Airline sollte staatlich bleiben. Bei einem Inselstaat ist sie als Infrastruktur derartig wichtig, daß man diese nicht in private Hände legen sollte - das Gleiche gilt meiner Meinung nach auch für eine staatliche Schifffahrtsgesellschaft.

mit vielen Grüßen

alfred





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