Re: TOURISMUS - CHANCE oder FALLE 3er Beitrag zur Debatte


[ Reisen Cabo Verde - Kapverdische Inseln ]


Geschrieben von LuigiFogo am 20. August 2001 03:02:00:

Als Antwort auf: TOURISMUS - CHANCE oder FALLE 2er Beitrag zur Debatte geschrieben von LuigiFogo am 20. August 2001 02:56:21:

Wir Über Uns

FernWeh

Zur Ambivalenz in der Tourismuskritik

Reisen ganz persönlich

Der Name FernWeh verweist auf eine Ambivalenz, die der Tourismuskritik eigen ist. Für viele, so auch für uns Mitarbeiterinnen von FernWeh, ist Reisen mit vielen positiven Erfahrungen verbunden, die wir nicht missen möchten. Bestimmte Aspekte des Reisens tragen zu einer wichtigen Erweiterung des eigenen Horizonts bei, können Ausgangspunkt für Kontakte, Freundschaften oder Engagement bedeuten, eröffnen eventuell neue Perspektiven gerade auf die eigene Gesellschaft oder das eigene Leben. Unter den gegebenen internationalisierten Bedingungen im beruflichen und persönlichen Leben führt an der Mobilität derzeit kaum ein Weg vorbei. Reisen aus verschiedensten Gründen gehören also mittlerweile für viele selbstverständlich zu ihrem Leben. Zudem hilft Reisen im Urlaub beim Abschalten, Erholen, Geniessen.

Negative Auswirkungen des Tourismus

Auf der anderen Seite wissen wir um die verheerenden Auswirkungen des Tourismus in seinen unterschiedlichen Spielarten. Unzählige Berichte und Studien informieren darüber, wie auch die vermeintlich "besseren Formen" des Reisens immer wieder negative Konsequenzen für große Teile der Bevölkerung der bereisten Regionen haben. Persönlich erfahrbar sind diese negativen Aspekte nur zum Teil, die positiven Erfahrungen stehen meist im Vordergrund.

Wege für die Tourismuskritik?

Wie können wir also trotz dieser positiven Aspekte überzeugend radikale Tourismuskritik anbringen? Kann es individuelle Wege geben, anders zu reisen, so dass alle Beteiligten davon profitieren können? Könnten diese individuellen Lösungen dann womöglich auch für viele gelten? Oder gibt es kein richtiges Reisen im Falschen, d.h. unter gegebenen gesellschaftlichen und internationalen Bedingungen kann es gar kein besseres Reisen geben, da die vorgegebenen Strukturen alle Alternativen von vorneherein verunmöglichen?

Diesen Ambivalenzen und Widersprüchen möchte FernWeh nachgehen!

Warum ermöglicht das Reisen so viele positive Erfahrungen, die anders nicht erreichbar scheinen? Was wird gesucht und zum Teil auch gefunden? Diese auf die grundsätzliche Frage des "warum reisen" zurückzuführenden Aspekte müssen aus den gegebenen gesellschaftlichen Bedingungen und den damit im engen Wechselspiel stehenden individuellen Bedürfnissen und Lebensgestaltungen her erklärt werden. Der soziale und kulturelle Hintergrund, das Alter und sicher auch das Geschlecht werden die Antworten entscheidend mit beeinflussen.

Von großen Schritten...

Eine Tourismuskritik, die sich der eigenen Ambivalenz stellt, muss also an verschiedenen Punkten ansetzen. Sie sollte zum einen versuchen, grundlegende gesellschaftliche Veränderungen anzustreben. Auf dem Weg dahin sind kritische Analysen ein wichtiger Schritt. Gründe und Motivationen für das fast zwanghafte Reisen wandeln sich unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen und werden weniger wichtig. Wäre es "zuhause" erträglicher und schöner, wäre man im eigenen Land offener für "Fremdes". Würde man im Alltag selbstbestimmter leben können, so gäbe es weit aus weniger Gründe in die Ferne "zu flüchten". Insofern muss Tourismuskritik auch Gesellschafts- und Kapitalismuskritik sein.

... und von kleinen Schitten

Um nicht nur Alternativen zum Tourismus, sondern auch im Tourismus zu entwickelen, will sich FernWeh auch immer wieder mit "kleinen Schritten" beschäftigen. Es müssen also Wege und Formen gefunden werden, wie Tourismus und oder Reisen weniger schädlich und schließlich für alle Beteiligten in vielerlei Hinsicht gewinnbringend verlaufen kann.

Es geht FernWeh darum, kritisch für Veränderungen einzutreten, die vor allem an den strukturellen Bedingungen ansetzen, dabei jedoch die Verantwortung der einzelnen in realistischem Maße mit einbeziehen.

FernWeh - Positionen zur Tourismuspolitik

Von der Vermarktung freundschaftlicher Kontakte...

Hinter dem Boom des internationalen Fernverkehrs und der anhaltenden Reiselust stehen nach wie vor die ungelösten Probleme des Ferntourismus. Die touristische Erschließung der "letzten Paradiese" sowie die zunehmende Vermarktung von "freundschaftlichen Kontakten mit den Einheimischen" sind dafür eindrückliche Beispiele. Dabei hat die Bevölkerung in den Zielregionen keine freie Wahl für oder gegen eine Tourismusentwicklung und nur selten die Möglichkeiten der Mitbestimmung über deren Gestaltung im eigenen Land. Denn die ökonomischen und politischen Disparitäten zwischen den reichen Herkunftsländern der TouristInnen und den armen Zielregionen werden durch weltwirtschaftliche Zwänge fest geschrieben. Ohne die grundsätzliche Möglichkeit unabhängiger Entscheidungen kann es keinen sozial gerechten und umweltverträglichen Tourismus geben.

... zum Dialog mit den Menschen aus den Zielregionen

Auch die Tourismusindustrie hat mittlerweile die Begriffe Umwelt- und Sozialverträglichkeit für sich entdeckt - setzt diese jedoch meist nur als leere aber werbewirksame Slogans ein. Demgegenüber sollte eine kritische Tourismuspolitik Konflikte zwischen ökologischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Zielen touristischer Entwicklung konsequent benennen. Im Dialog mit den Menschen aus den Zielregionen müssen schrittweise Lösungsansätze erarbeitet werden, die die ungleichen Machtverhältnisse zwischen den Ländern der Dritten Welt und den Industrienationen reflektieren und diesen entgegenwirken. Vor diesem Hintergrund ist die Frage nach dem Für und Wider der Förderung einer touristischen Entwicklung in ein Gesamtkonzept einzubetten, das alle Lebensbereiche um fasst. Nur so ist die Möglichkeit gewährt, eine touristische Entwicklung gegenüber anderen Interessen und Entwicklungsmodellen abzuwägen und gegebenenfalls zu verwerfen.

FernWeh - Forum Tourismus & Kritik

ist ein Projekt des informationszentrums dritte welt - iz3w - in Freiburg. Seit über 30 Jahren publiziert das iz3w kritische Analysen zu Wirtschaft, Politik und Kultur mit Blick auf die ungleichen Machtverhältnisse zwischen Industriestaaten und den Ländern der Dritten Welt. FernWeh ist für die Dauer von 3 Jahren kofinanziert von der Europäischen Union.

FernWeh engagiert sich für eine kritische tourismuspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit.


• In Kooperation mit Gruppen in Süd und Nord will FernWeh die Debatte über den Tourismus in die Dritte Welt vorantreiben
• FernWeh will das öffentliche Bewusstsein über die vielfältigen Probleme des Ferntourismus weiter sensibilisieren
• Wir hinterfragen den Konsum von Natur, Menschen und Kulturen im Tourismus
• Wir analysieren die Verflechtung ökonomischer, sozialer, ökologischer und kultureller Aspekte im Tourismus
• Dabei ist der Austausch mit den Sichtweisen der Menschen aus den bereisten Regionen in der Dritten Welt besonders wichtig und dringend






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