"Den Islam nicht verteufeln"
Geschrieben von Stefan am 15. September 2001 00:40:34:
Der Herausgeber des "Kölner Stadt-Anzeiger", Alfred Neven Dumont, schreibt in der Samstagsausgabe (15.09.2001):
"Die Auseinandersetzung zwischen dem Islam und der Christenheit beschäftigt die europäische Geschichte seit dem Untergang des römischen Reiches ... Durch die industrielle Revolution im ausgehenden 19. Jahrhunderts wurden die Gräben zwischen den beiden Kulturen immer tiefer. Bis in der Gegenwart sich der Mensch im reichen Westen durch eine Vermischung aus Unkenntnis, Gleichgültigkeit und Arroganz ganz selbstverständlich als überlegen empfindet. Hand aufs Herz: Wie viel ist das Leben eines Pakistani, eines Palästinensers oder eines Algeriers wert im Vergleich zu dem eines Europäers oder eines Amerikaners?
Der Fundamentalismus der islamischen Welt hat sich unter unseren Augen – wie vom Westen empfunden – wie ein Krebsgeschwür ausgebreitet: Die Besinnung auf religiöse Werte mit den für uns zum Teil unverständlichen Verzerrungen und Denaturierungen. Sie ist gleichwohl ein Teil der Antwort auf den materialistischen Menschen des Westens in der Summe seiner Überlegenheit, wobei sich unsere weitgehende Abkehr von religiösen Anschauungen hinzugesellt. Wir stehen, ohne es uns bewusst zu machen, in einem innigen Dialog mit den Werten des Islam. Erst wenn wir das erkennen und auf den weit überwiegenden friedlichen Teil der Mohammedaner zugehen, tragen wir zur Minderung der Eskalation bei, die uns heute zutiefst erschreckt. Dies ist der einzige Weg, dem Terrorismus dieser Tage in der Zukunft die Grundlage zu entziehen....
Oberstes Ziel aller friedliebenden Menschen soll und darf doch eigentlich nur der Weltfrieden und das bessere Verständnis zwischen den Menschen und den Kulturen sein.... Die grausame und tief gehende Reaktion auf die jüngsten Ereignisse sind nicht nur Leid, Trauer und Zorn, sondern auch ein Fingerzeig, der von oben kommt, eine Warnung, eine Lehre für eine, so ist zu hoffen, bessere Zukunft. So überraschend es uns erscheinen mag, die beweinten Opfer dieser Woche können uns durch ihr Schicksal auf diesem Wege helfen."