.....jede Tat laesst sich denken


[ Reisen Cabo Verde - Kapverdische Inseln ]


Geschrieben von LuigiFogo am 15. September 2001 12:04:50:

kulturbrief DIE ZEIT 14.-23.09.2001

JENS JESSEN JUVENALISCH

Nicht jeder Gedanke schreitet zur
Tat, aber jede Tat laesst sich denken


Gross sind Erschrecken und Staunen der Menschen, die bemerken, dass sie die Bilder des Terrors in New York schon kennen; naemlich aus dem Kino, der Kunst und Literatur. Die Unterhaltungsindustrie des Landes hat die Graeuel schon vorwegphantasiert, von denen es jetzt heimgesucht wird. Und nicht nur die amerikanische Unterhaltungsindustrie: Essayisten, Philosophen, Dichter haben den Terror schon scharf ins Auge gefasst, bevor er sich in seiner ganzen Bosheit entfaltete.

Von Joseph Conrad ueber Carl Schmitt zu Don de Lillo waren die Intellektuellen des 20. Jahrhunderts besessen von der reinen Gewalt, der Gewalt als symbolischer Geste. Das heisst nicht, dass sie den Terrorismus etwa gebilligt haetten. Manche haben
ihn, verblendet von den Ideologien, gerechtfertigt, aber in ihrer Mehrzahl haben sie ihn abgelehnt. Doch verstanden, das heisst ausgemalt, erklaert und begruendet haben sie den Terror, bis hin zu seiner reinen, anarchistischen Form der sinnlos in einer willkuerlich gewaehlten Menschenmenge explodierenden Bombe. Das muss man sich in Erinnerung rufen, wenn jetzt, in verstaendlicher Empoerung, der Anschlag auf der
World Trade Center, das Pentagon fuer unbegreiflich und vollkommen neu gehalten wird. Das ist er nicht. Wir haben uns laengst mit ihm vertraut gemacht, als Denkmoeglichkeit haben ihn Filme wie "Independence Day", Romane wie "Mao II" oder Carl Schmitts "Theorie des Partisans" laengst etabliert.

Trotzdem ist eine Tat dieses Ausmasses in der Wirklichkeit etwas ganz anderes als ihre intellektuelle Simulation. Man wird auch nicht sagen koennen, dass die Tat
herbeiphilosophiert und herbeiphantasiert wurde. Der tatsaechliche Terror speist sich aus anderen Quellen, aus tatsaechlichem Hass, tatsaechlicher Not, tatsaechlichem
Fanatismus. Die Drehbuchschreiber von Hollywood sind keine "Schreibtischtaeter". Nicht jeder Gedanke schreitet zur Tat, aber jede Tat laesst sich denken, und meistens schon lange zuvor. Die Menschheit kennt sich gut. Sie hat das Boese oft genug hervorgebracht. Sie sollte jetzt nicht so tun, als waere sie verbluefft.

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Deutsche befürworten Vergeltung

Eine militärische Vergeltung gegen die Schuldigen der Terroranschläge
findet eine klare Mehrheit der Deutschen richtig, aber eine Beteiligung der
Bundeswehr daran lehnt eine genauso deutliche Mehrheit der Deutschen ab.
Das ist das Ergebnis des ZDF-Politbarometers für den Monat September.

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