Re: .....jede Tat laesst sich denken


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Geschrieben von barbara am 15. September 2001 14:13:26:

Als Antwort auf: .....jede Tat laesst sich denken geschrieben von LuigiFogo am 15. September 2001 12:04:50:

>kulturbrief DIE ZEIT 14.-23.09.2001
>JENS JESSEN JUVENALISCH
>Nicht jeder Gedanke schreitet zur
>Tat, aber jede Tat laesst sich denken
>
>Gross sind Erschrecken und Staunen der Menschen, die bemerken, dass sie die Bilder des Terrors in New York schon kennen; naemlich aus dem Kino, der Kunst und Literatur. Die Unterhaltungsindustrie des Landes hat die Graeuel schon vorwegphantasiert, von denen es jetzt heimgesucht wird. Und nicht nur die amerikanische Unterhaltungsindustrie: Essayisten, Philosophen, Dichter haben den Terror schon scharf ins Auge gefasst, bevor er sich in seiner ganzen Bosheit entfaltete.
>Von Joseph Conrad ueber Carl Schmitt zu Don de Lillo waren die Intellektuellen des 20. Jahrhunderts besessen von der reinen Gewalt, der Gewalt als symbolischer Geste. Das heisst nicht, dass sie den Terrorismus etwa gebilligt haetten. Manche haben
>ihn, verblendet von den Ideologien, gerechtfertigt, aber in ihrer Mehrzahl haben sie ihn abgelehnt. Doch verstanden, das heisst ausgemalt, erklaert und begruendet haben sie den Terror, bis hin zu seiner reinen, anarchistischen Form der sinnlos in einer willkuerlich gewaehlten Menschenmenge explodierenden Bombe. Das muss man sich in Erinnerung rufen, wenn jetzt, in verstaendlicher Empoerung, der Anschlag auf der
>World Trade Center, das Pentagon fuer unbegreiflich und vollkommen neu gehalten wird. Das ist er nicht. Wir haben uns laengst mit ihm vertraut gemacht, als Denkmoeglichkeit haben ihn Filme wie "Independence Day", Romane wie "Mao II" oder Carl Schmitts "Theorie des Partisans" laengst etabliert.
>Trotzdem ist eine Tat dieses Ausmasses in der Wirklichkeit etwas ganz anderes als ihre intellektuelle Simulation. Man wird auch nicht sagen koennen, dass die Tat
>herbeiphilosophiert und herbeiphantasiert wurde. Der tatsaechliche Terror speist sich aus anderen Quellen, aus tatsaechlichem Hass, tatsaechlicher Not, tatsaechlichem
>Fanatismus. Die Drehbuchschreiber von Hollywood sind keine "Schreibtischtaeter". Nicht jeder Gedanke schreitet zur Tat, aber jede Tat laesst sich denken, und meistens schon lange zuvor. Die Menschheit kennt sich gut. Sie hat das Boese oft genug hervorgebracht. Sie sollte jetzt nicht so tun, als waere sie verbluefft.
>+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

+++ sehr schön geschrieben, und auch als zeit-leser.. sicher wieder ein hochintellektuelles schreiben mit schöner schreibe, natürlich...
verblüfft sind die menschen jedoch wohl kaum wegen der existenz der bösen blüten, die die menschheit treibt, nicht wegen der brutalität, die allgegenwärtig ist, nicht wegen des fanatismus, der sich schon so oft im kleinen selbst findet.
verblüfft sind sie ob der plötzlichkeit.
bislang wandte sich ein terroristischer akt vermehrt gegen politiker, gegen mächtige menschen, siehe raf, attentate gegen diejenigen, die für etwas standen, was kritisiert wurde.
sicher, hier und da gab es andere. doch zunehmend ist die entwicklung dahin, dass menschenleben selbst keine rolle mehr spielen und zivilisten nur die bauern sind, die auch in unmengen geopfert werden, bei diesen akten.
flugzeugentführungen dienten bisher der erpressung oder freipressung von gleichgesinnten, doch bislang wurden flugzeuge nicht als bomben benutzt.
zudem:
entwickelt sich durch die kommunikation zweier staaten ein missverhältnis, aus dem waffenunruhen, kriege oder andere eskalationen entstehen, so können wir von einer entwicklung reden, wo tote, opfer etc. absehbar sind, verachtenswürdig, aber es entwickelt sich und ist somit für jeden greifbar und zu erkennen.
hier aber erhebt sich nicht die eine armee gegen die andere, der eine diktator gegen den staat eines anderen, sondern hier findet die front an der menschheit statt, die menschen sind die waffen, die bomben und die opfer, und es ist kein kampf von mann gegen mann, waffe gegen waffe, sondern es ist ein plötzlicher überfall auf private menschen, die in einem flieger sassen, die in einem gebäude sassen und auf der strasse standen.
menschen, die zwar zum abgehobenen und meinetwegen arroganten amerika gehören, aber doch menschen sind.
man darf den islam nicht verteufeln, aber auch amerika ist nicht die ausgeburt alles bösen,die inkarnation des schlimmen und nichts rechtfertigt einen akt wie diesen.
es ist nicht neu, auch vorher wurden private menschen opfer. in allen teilen dieser welt gibt es hungernde, leidende, die täglich opfer werden...
aber auch hier gibt es in meinen augen unterschiede,zwischen armut und hungersnot, dürre und naturkatastrophen, un-embargos und dergleichen - oder von einem mutwilligen gezielt ausgerichteten, ausgefeilt geplanten angriff, der so durchkalkuliert war, dass man schaudern möge!
die phantasie, die gedanken sind nicht gleich tat, das ist wahr, denn wären alle unsere gedanken taten, so wäre diese welt noch ungleich schlechter, als sie es bereits ist.
manche gedanken sind schlimmer als taten, andere sicher gleichwertig.
jedoch ist es ein unterschied, ob man um der "quoten" willen, ob man zugunsten der sensationslust der menschen, aus welchen abgründen sie auch her entstanden sein mag, phanasien entwickelt, die in filmen wie "indipendence day" sichtbar werden, oder ob die realität uns einholt.
und es wird immer so sein, dass die realität brutaler ist, als jeder film, jede dunkle poesie und jedes machwerk eines schreibers.


>Deutsche befürworten Vergeltung
>Eine militärische Vergeltung gegen die Schuldigen der Terroranschläge
>findet eine klare Mehrheit der Deutschen richtig, aber eine Beteiligung der
>Bundeswehr daran lehnt eine genauso deutliche Mehrheit der Deutschen ab.
>Das ist das Ergebnis des ZDF-Politbarometers für den Monat September.
>++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

die mehrheit der befragten....
zudem - junker, einer der grössten deutschen zeithistoriker, der auch langzeitig die gesamtentwicklung der verbindung zu den usa, die entwicklung des kalten krieges und auch bereits die entnazifizierung kritisch betrachtete und unter sämtlichen geschichtsstudenten einen rühmlichen namen trägt, sagt sehr richtig, dass eine beteiligung der deutschen gar nicht möglich sei...
der marode zustand einer armee wie unserer macht ja selbst den mazedonien-einsatz zu einer diskussion, die anmutete wie ein schräges sommertheater...
das ist ein fakt und daher rührt auch der gedanke eines vergeltungsschlages...
denn wir könnten und nicht wehren.. die usa koennen es noch... auch wenn sie es nicht tun sollten, zumindest nicht auf bewährte art und weise...!
gruss,b arbara




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