macht es dumm, wenn man glaubt?


[ Reisen Cabo Verde - Kapverdische Inseln ]


Geschrieben von alfred am 19. Oktober 2001 01:01:42:

Als Antwort auf: Macht glauben dumm? geschrieben von Felix am 15. Oktober 2001 00:42:47:

Ich gehe eigentlich nie zur Kirche, fühle mich keiner Glaubensrichtung zugehörig, meine aber, ein sehr gläubiger Mensch zu sein. Es ist halt wieder die Frage, was man unter "glauben" versteht.
Am schönsten sehe ich das Beispiel der Medizin: es gibt die Schulmedizin, da ist alles wissenschaftlich, beweisbar und reproduzierbar. Aber es gibt auch andere, die heilen und nur so ungefähr, wenn überhaupt, wissen, was sie da tun. Nur der Erfolg gibt ihnen recht.
Was wir wissen, das ist halt das Wissen. Was wir glauben, das ist ein Wissen, das nicht beweisbar ist. Zum glauben aber gehört noch eine wichtige Komponente dazu: das Vertrauen. Vertrauen ist etwas genauso unlogisches wie das Glauben, aber ich finde es schön. Denn ich weiß sehr viel, aber ich habe da noch eine ganze Palette von Fähigkeiten, die ich nicht so recht beweisen, darstellen kann, aber ich habe sie. Andere auch. Glauben und Vertrauen ist aber etwas, was die wenigsten Menschen zulassen. Warum? Weil sie Angst vor Enttäuschung haben. Aber warum Enttäuschung? Wenn man Vertrauen und Glauben hat, dann muß man davon ausgehen, daß die Sache halt nicht ganz so ist, wie man sich das vorgestellt hat. Ist halt nicht vertraglich gesichert und wissenschaftlich erwiesen, trotzdem aber schön. Ja sogar spannend, nicht so steril und kalt. Enttäuscht sein in Zusammenhang von Vertrauen und Glauben, das ist schlichtweg Anmaßung. Und was solls, wenn man einmal enttäuscht wird, aber dafür hunderte male seine Kinderaugen bewahren durfte?

Vielleicht ist es das, was Felix mit seiner Unschuld meint? Er hat verloren zu vertrauen, verloren zu hoffen, verloren an das Gute zu Glauben? Reflektieren wir uns nicht meist selber? Vielleicht verkaufen die Menschen in Europa zu sehr ihre Seelen? Vielleicht prostituieren sie sich in Meinung und Tun so sehr, daß sie sich selber nicht mehr trauen - alles für Bequemlichkeit und Sicherheit? Vielleicht ist der Wohlstand der Fluch, der Wohlstand den man sich erworben hat und auf den man nicht mehr verzichten mag, dabei aber sich selber untreu wird? Vielleicht kann man deshalb nicht mehr vertrauen und glauben, weil man sich selber nicht mehr vertrauen und glauben kann? - Ich weiß es nicht, viele Faktoren spielen dabei eine Rolle, aber vielleicht sollte man an sich selber einmal da nachforschen, vielleicht auch wieder Vertrauen lernen?

Vertrauen hallt wieder, nur ein kleines Beispiel: in diesem Jahr wurden auf meine Konten bisher ca 360.000,00 DM für Urlaube überwiesen. Auf die Konten eines unbekannten Menschen, von dem man eigentlich nur ein paar Mails erhalten hat.
Andrerseits aber verschicke ich an Leute Tickets, die noch nicht bezahlt haben, bastle mit Leuten Reisen, für die ich erst nach deren Rückkehr eine Rechnung schreibe, was manchmal auch ein Jahr dauert.
Es ist wohltuend und schön, mit solchen Menschen zu leben, es tut mir gut, aber ich denke auch meinen Gästen, daß wir auf so großer Vertrauensbasis zusammenleben. Seht Ihr, es geht auch in unserer heutigen Zeit so, man muß nur den Mut haben und darf keine Angst haben, enttäuscht zu werden.

So, Kapitel war wieder lang, bin aber irgendwie abgeschweift. Eigentlich wollte ich sagen, daß man sein Vertrauen und seinen Glauben wieder erlangen sollte, wenn man ihn verloren hat. Mißtrauen und Zweifel schaden nicht nur der Gesundheit und dem Wohlbefinden, sie sind auch kontraproduktiv. Die Zeit und Anstrengung, die man für Kontrolle und Sicherheit aufwendet, wiegen niemals die wenigen "Enttäuschungen" auf, die man sich mit Vertrauen und Glauben einhandelt. Auch Supermärkte kalkulieren den Diebstahl ein und stellen nicht an jedes Regal einen Wachmann, lohnt einfach nicht.




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