Ausstieg ???


[ Reisen Cabo Verde - kapverdische Inseln ]


Geschrieben von Stefan am 15. Dezember 2000 09:59:08:

Als Antwort auf: Re: baby-kleinkind -schule??? geschrieben von alfred am 11. Dezember 2000 11:25:02:

Hallo Sabine und Alfred,

ja, mit dem Aussteigen ist das so eine Sache. Ich denke, man sollte vorher für ein paar Monate in Cabo Verde leben und sich erst dann entscheiden.

Ich habe ja zwei Jahre dort gelebt. Es war wahrscheinlich die wichtigste Zeit in meinem Leben - ich bereue auf keinen Fall diese Entscheidung, auch wenn ich jetzt Probleme mit dem Berufseinstieg habe.
Warum ging ich zurück nach Deutschland: mir fehlte der Zugang zu Büchern und Zeitschriften, der intellektuelle Gedankenaustausch über Politk und Gesellschaft sowie Freunde und Familie. Es ist auch schwierig, eine befriedigende Arbeit zu finden, und die Mentalität spielte sicherlich eine Rolle: so sehr die Lockerheit der Afrikaner zu bewundern ist, wenn man sich jedoch auf (fast) nichts verlassen kann, ist man schnell frustriert. Der Hauptsatz der Kapverdeaner "ka tem problema (kein Problem)" heißt, dass fast alles, auch ein abgemachtes Treffen, nicht klappen wird.

Ich weiß inzwischen nicht mehr, wo ich hingehöre: bin kein typischer Deutscher mehr und kein Kapverdeaner. Nun sitze ich hier in einer materiell geprägten Gesellschaft, wo man viele karrieregeile Typen findet, nicht mehr wissend, was Leben/leben bedeutet. Mir fehlt die Natürlichkeit der Kapverdeaner, die noch nicht durch Konsum versaut sind. Die Musik, die besser zum Leben paßt als das Bumbum westlicher Discomusik. Und das Wetter, bei dem man wohl kaum Depressionen bekommen kann.

Ich kann Dir, Sabine, nur schreiben, dass es nur wenige Euopäer wie Alfred gibt, die mit ihrem Ausstieg zufrieden sind.

Ich danke Dir, Alfred, dass ich bei Euch sechs Monate mitarbeiten durfte und sich mein großer Traum verwirlichen ließ, in der der Dritten Welt zu leben. Ich habe viel für mein Leben gelernt, z.B. den Augenblick zu genießen, wie es die Kapverdeaner machen.
Meine zweite Heimat werde ich bis zum Lebensende vermissen.


Viele Grüße aus Köln
Stefan
(27 Jahre)







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