Medikamentenspenden


[ Reisen Cabo Verde - Kapverdische Inseln ]


Geschrieben von Pitt Reitmaier am 16. März 2002 14:58:24:

Bild: Auf dem Markt von Assomada


Vielen Dank für die Anfrage und den guten Willen.

Leider muss ich Euch enttäuschen.

Medikamentenspenden geben in aller Regel keinen Sinn und sind eher schädlich als nützlich!

Warum?

Im Prinzip leidet Kap Verde nicht unter Mangel an Medikamenten - es gibt alles in den Apotheken. Aber es gibt Patienten, welche manche Medikamente kaum oder nicht bezahlen können.

Kap Verde produziert und exportiert Medikamente mit sehr guter Qualitätskontrolle.

Der Import von Medikamenten ist glücklicherweise reglementiert und muss der kapverdischen Gesetzgebung über den Vertrieb und die Qualitätskontrolle entsprechen. Alles andere ist wenig verantwortlich!

Medikamente sind in Kap Verde deutlich billiger als in Deutschland - obwohl sie im Vergleich zum Weltmarkt teuer sind!. Wir haben in Deutschland ein chronisch gestörtes Verhältnis zu Medikamentenpreisen. Wussten Sie schon, daß man für den deutschen Preis eines Päckchens Rifampicins (gegen Tuberkulose) in anderen EU-Ländern 4 und auf dem Weltmarkt bis zu 12 bekommt - nagelneu und mit Beipackzettel in Landessprache - ?

Die Masse gespendeter Medikamente sind Restbestände kurz vor oder bereits jenseits des Verfallsdatums und häufig gegen Erkrankungen, die in Europa häufig aber hier selten oder nicht besonders wichtig sind.

Für portugiesischsprechendes Personal unverständliche Beipackzettel können zu tödlichen Verwechslungen führen.

Eine Ausnahme sind Spenden in Form von Großeinkäufen über Einrichtungen wie die Stiftung MEDEOR in Thonisforts - die dann über die Zentralapotheken in geregelter Form und im Rahmen des Beschaffungsplans ablaufen, damit sichergestellt ist, daß die wichtigsten Medikamente bevorzugt eingekauft werden.

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Es gibt tausend nützliche Ideen für Kleinprojekte und das Medikamentesammeln gehört ganz sicher nicht dazu.

medico international und health action international haben hervorragendes Material über die internationalen Erfahrungen mit gesammelten Medikamenten. Warum? Weil sie das in den 70er Jahren selbst gemacht haben und dann kritisch nachgesehen haben, welchen Effekt diese Sammlungen haben.
http://www.medico.de/

Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Pitt Reitmaier

ps: Es gab hier mal einen interessanten Briefwechsel mit Clauss Kemp. Den kann man zT auf folgender Webseite noch finden:
http://www.bela-vista.net/Gesundheitswesen.htm







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