Re: Aussteiger gesucht!!! Nr. 2 (insbesondere für Barbara )


[ Reisen Cabo Verde - Kapverdische Inseln ]


Geschrieben von Ina am 09. Juli 2002 16:58:29:

Als Antwort auf: Re: Aussteiger gesucht!!! Nr. 2 (insbesondere für Barbara ) geschrieben von barbara am 06. Juli 2002 21:08:21:

So liebe Barbara, jetzt komm ich endlich dazu, Dir zu antworten. Du mußt verzeihen, aber ich komme auch nicht jeden Tag dazu, alle e-mails/ nachrichten zu beantworten. Vor allen Dingen, wenn ich mir für die Antworten etwas Zeit nehmen möchte. Und das ist bei Dir der Fall.

In bezug auf Deine Fragen, ich bin jetzt 29 Jahre jung. Ob der Bruch von Wirtschaft zu Psychologie so groß ist, kann man so sehen oder so. Jedenfalls kann man das aus (mind.) zwei Perspektiven betrachten. Auf der einen Seite spielt Psychologie in die Wirtschaft stark hinein. Da gibt es die Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie, darunter fällt Personalwesen, Personalentwicklung, Arbeitsorganisation, Arbeitsschutz zu teil auch, Marketing, Unternehmensberatung und und und. Auf der anderen Seite grenzt sich Psychologie von der Wirtschaft strikt ab, wenn es um Klinische, Pädagogische, Analytische oder Therapeutische Psychologie geht. Da ist dann die Psychologie eher auf dem medizinischen bzw. sozialen Sektor angesiedelt. Allerdings sind Verbindungen zwischen beiden durchaus möglich und anwendbar. Der Bruch Wirtschaft - geisteswiss./psych./menschl. liegt insofern nahe, da ich Wirtschaft als Basiswissen zwar sehr nützlich finde, aber mir nicht vorstellen kann, bis zur Rente auf diesem Gebiet zu arbeiten und mich darin zu verwirklichen.

Für mich besteht der -mein- Bruch darin, wider allgemeiner Vorstellungen gehandelt zu haben. Nämlich sicher im Berufsleben zu stehen und dieses aufzugeben, um mich in ein "Wagnis - Studium" zu begeben. Die Fragen danach, das Studium erfolgreich zu beenden und in einem "so hohen" Alter noch einmal den Einstieg ins Berufsleben zu schaffen, hörte ich anfangs oft und zum Teil immer noch.

Alles über Bord geworfen heißt Partner ade´, Arbeit ade´, gemeinsame Wohnung ade´, gemeinsame Freunde ade´, erste eigene Wohnung, erste mal alleine und nur auf mich allein gestellt. War eine harte Schule.

Sucht nach materiellen und/oder beruflichen Erfolg liegt vielleicht darin, daß ich glaubte, darüber anerkannt zu werden. Das ist sicherlich ein Wunsch, der meisten Menschen. Nur daß der Mensch sich nicht unbedingt über materiellen und/oder beruflichen Erfolg als Mensch auszeichnet, weiß man erst, wenn man diesen Erfolg hat und letztendlich sich nichts geändert hat. Viele Menschen, ich behaupte sogar, fast alle Menschen suchen nach Anerkennung und finden sich selber besonders wichtig. Sie wollen das anderen vielleicht auch suggerieren. Das ist natürlich. Jeder hat nur dieses unverschämt kurze Leben und das ist für jeden einzelnen ungemein wichtig. Aber, daß der Mensch sich nur über sich selbst als Mensch auszeichnet und nicht darüber, was er hat, begreift mancher später, mancher früher und mancher gar nicht.
Erfolg ist mir noch immer wichtig. Mir ist er für mich selber wichtig. Ich möchte bestimmte Ziele erreichen. Und das Erreichen dieser Ziele ist mein Erfolg, unabhängig welcher Couleur.

Ich stellte mir diese Frage nach Zufriedenheit und Glück, weil ich mich trotz meiner "angenehmen" Situation erbärmlich fühlte. Ich hatte viel und hatte doch gar nichts. Ich war krank. Einfach nur mental und körperlich ruiniert.

Aber jetzt noch einmal zu dem Wettbewerb. Abgabetermin ist der 31.10.2002. Ich möchte daran teilnehmen, weil ich eine Möglichkeit suchte, auf wissenschaftlicher Ebene selbständig tätig zu werden und nicht bis zur Diplomarbeit warten zu müssen. Ich möchte meine Fragen beantwortet haben. So ein Wettbewerb gibt mir den nötigen Rahmen und Motivationsschub, um auf eigene Faust loszugehen und "zu forschen".

Beschleunigte Welt - ja, daß ist ein Thema zum Philosophieren, zum stundenlangen Erzählen, weil man das aus so vielen unterschiedlichen Perspektiven betrachten kann. Sind die Menschen wirklich beschleunigt? Oder ist es die Welt in der er lebt? Kommt der Mensch mit den rasanten Entwicklungen eigentlich zurecht, oder ist er überfordert? Es gab doch zu allen Zeiten rasante Entwicklungen! Erfindung des Rades, Erfindung des Buchdruck durch Gutenberg, Erfindung der Spinning-Jenny durch Haregreaves, Erfindung der Eisenbahn durch Stephenson - das sind alles beschleunigende Dinge in unserer Geschichte, welchen Einfluß hatte das auf die Menschen. Haben einige, so wie wir heute, nicht auch gesagt, die Menschen werden schneller, haben keine Zeit mehr, haben sozusagen Kritik geübt an ihrer Zeit? Wer weiß?
Beschleunigung schafft neue Bedürfnisse.

Was sind Kritiker? Sie reflektieren ihr Meinung über bestimmte Themen, wenn es authentische Kritiker sind, leben sie auch danach. Demnach müßte der, der die beschleunigte Welt kritisiert eine alternative Lebensform für sich gefunden haben, die sich von der beschleunigten Welt unterscheidet, d.h. der Kritiker wäre eine Aussteiger oder zumindest ein Außenseiter. Oder? Wie siehst Du das?

Gute Frage: wie empfinde ich die schnelle Welt? Laß mich dies in einer späteren Nachricht wieder aufgreifen. So auch das Thema Bewußtsein.

Weißt Du Barbara, ich texte Dich mit mir und meinen Angelegenheiten zu und würde doch gerne mehr über Dich erfahren wollen. Wer ist die Person, die sich für meine Gedanken interessiert. Wie sieht ihr Leben aus, womit beschäftigt sie sich so in Gedanken und im täglichen Leben? Was macht Dich neugierig?. Und wie hast Du Alfred kennen gelernt? Beschreibe Dich bitte.
Mich interessiert es insbesondere deswegen, weil Du meine Briefe kritisch hinterfragst und mich zu neuen Fragestellungen anregst. Dafür schon mal ein großes DANKESCHÖÖÖN!
Das brauche ich momentan stark, um mich nicht in meinen eigenen Gedanken festzustricken und offen zu bleiben für andere Gesichtspunkte, gerade in Bezug auf meine Arbeit.


Ach so, was ich Dir noch sagen wollte. Auf Papier kann man nicht genug ausdrücken. Ich denke, es ist verdammt schwierig, den Gedanken mit Worten so auszudrücken, daß die gewählten Worte den Sinn, den Charakter nicht verändern. Wir Menschen haben die Angewohnheit, unsere Gedanken der Sprache, die uns zur Verfügung steht anzupassen, anstatt nach Worten zu suchen, die unseren Gedanken genauso wieder geben, wie wir ihn MEINEN. Es ist sehr schwer. Beschreibe doch mal das Gefühl während eines Orgasmus (das delikate Beispiel sei mir verziehen). Da reicht es doch nicht zu sagen schön, gut, toll, gigantisch... Oder?

Ein Film ist zu bedenken. In Filmen werden Handlungen wieder gegeben. Jetzt kommt es drauf an, was ich darstellen will. Fotos finde ich auf alle Fälle angemessen, da man meiner Meinung nach Momente, Ausdrücke und Eindrücke gut festhalten kann. Mit Fotos kann man zum Beispiel gut Emotionen zum Ausdruck bringen und auch beim Betrachter erzeugen. Deswegen halte ich Fotos für sehr geeignet zur Dokumentation.
Das Technische habe ich noch nicht konkretisiert. Ich habe Vorstellungen, bin aber noch am Meinungen sammeln und organisieren.

Erzähl mir mehr über Deine Ausbildung im Bereich Filmerei, cutting, etc. Und was hast Du noch für Ausbildungen? Auf welchem Gebiet arbeitest Du eigentlich?


So, ich glaube jetzt reicht es erst mal. So lange Texte sind besimmt schwer zu verdauen oder?
Ich habe das Gefühl, wir haben uns eine Menge zu erzählen.

Sei lieb gegrüßt
Ina


>>Aussteiger gesucht!!! Nr. 2
>
>liebe ina. hab herzlichen dank ob deiner antwort... da ich gerade in arbeit ersticke, gleich noch einen termin habe, möchte ich dir lieber morgen in ruhe antworten, wie auch der beatrice, doch ich freue mich sehr... möchte spontan noch einige gedanken loswerden, zu deinen worten, doch fasse ich mich heute etwas kürzer, da ich in wenigen minuten los muss, und bitte um verzeihung.. ist keine nicht-würdigung...
>>so zu sagen bin ich auch eine Art Aussteiger. Ursprünglich habe ich mal Wirtschaft studiert und auch ein paar Jahre ein konventionelles Leben mit Sucht nach beruflichem und materiellem Erfolg geführt.
>
>wie alt bist du, wenn ich fragen darf? wirtschaft zum geisteswissenschaftlich-psychologisch-menschlichen - das ist wahrlich ein bruch....
>warum hattest du die sucht, nach beruflichem, nach materiellen erfolg.... ??
>Irgendwann fragte ich mich selber, ob das für mich persönliche Zufriedenheit oder Glück bedeutet. NEIN war meine Antwort.
>
>.. wie kamst du darauf, dir diese frage zu stellen? gefällt mir, mit verlaub..!!
>was, bitte, verrat es mir, bedeutet glück für dich?
> Nun, ich habe gemacht, was ich wollte. Ich bin aus dem alten Leben ausgestiegen (habe wirklich alles über Bord geworfen) und habe für mich neu angefangen. Schließlich habe ich auch noch mal begonnen, zu studieren, und zwar das, was mich wirklich interessiert - den Menschen.
>den menschen... nun.. dann sind wir ja kommilitonen...;-))
>finde ich mutig, umzusteigen... doch.. wie war der neuanfang, inwiefern hast du alles über bord geworfen...
>ich weiss, ich bin neugierig, aber... sorry...
>>Ich studiere Psychologie und Philosophie an der Universität in Halle/ Saale. Nun nehme ich an einem Forschungswettbewerb teil, weil es mir nicht reicht, nur Wissen in Lehrveranstaltungen aufzunehmen. Ich möchte selber die Dinge heraus finden, die mich interessieren. Das Thema heißt "Tempo - Die beschleunigte Welt".
>wahrlich ein guter titel...
>die beschleunigte welt... sie ist sehr schnell geworden, diese welt.. die menschen leben nicht, sie rasen, sie rennen und sie rennen dingen hinterher, die sie für sinnig, für wichtig, oder gar den sinn ansehen.. ohne zu merken, dass sie dabei den blick nach recht, nach links, oder in das leben verlieren...
>Es wurde der deutsche Studienpreis von der Körber-Stiftung ausgeschrieben. Diese Ausschreibung war für mich der Anlaß wirklich einmal selbständig während meines Studiums zu arbeiten. Dieser Wettbewerb gibt den Studenten einen Rahmen, indem sie sich frei produzieren können. Das tue ich gerade.
>
>bis wann muss das sein, was hat dich dazu bewegt, dich dort mit einzubringen, teilnehmen zu wollen?
>
>>In wie weit hat die Beschleunigung der Welt im Zeitalter von Computer, Digitalkameras, Hochgeschwindigkeitstechnologien Einfluß auf den Menschen?
>
>meine meinung dazu.. nun... der mensch beschleunigt selbst, gibt sich dem hin, vergisst das leben in dieser beschleunigung, mit seinem getrübten blick...
>>Der eine mag diesen Fortschritt toll finden und immer mit der Zeit gehen, der andere mag sich seiner persönlichen Vorstellung vom Leben beraubt fühlen.
>
>stichwort... "wir sind im trend..."...
>Sicher ist es beauem, mit den neuen Technologien zu leben. Aber wenn ein Computer für bestimmte Arbeit eingesetzt wird, wird gleichzeitig erwartet, dass die Arbeit schneller erledigt wird, und die Arbeitskraft Mensch wird mit noch mehr Arbeit zugehäuft. Da bleibt keine Zeit mehr für den Menschen und seine Vorstellungen vom Leben.
>... hat er noch vorstellungen?? haben die menschen hier noch vorstellungen? oder passen sie die vorstellung nicht der vorstellung der gesellschaft an??
>>Und dann gibt es Menschen, die lassen sich nicht in irgendeine Schablone pressen -Alfred?-.
>
>... sicher.... alfred..!!
>
>>Wie aber gehen diese Menschen mit der Beschleunigung der Welt um. Wie gehen diese Menschen mit Zeit um? Wie war bzw. ist es für die Menschen in dieser schnellen Welt und wie ist es für sie in ihrer Welt? Ändert sich etwas hinsichtlich ihrer Wahrnehmung der Zeit? Leben sie nach natürlichen Zeiten oder nach einer künstlich geschaffenen Zeit?
>
>.. willst du da nur an aussteigern festmachen, oder auch an kritikern?
>wie empfindest du sie, die schnelle welt?
>es ist kunst, aber keine kunst im ursprünglichen sinne.. es ist das hinterherhecheln... dingen, der gesellschaft, dem trend, dem, was irgendjemand vorgibt...
>die eigene meinung geht flöten und persönlichkeit ist etwas, was viele sich anlesen oder durch zu klumpen geballten gruppierungen erfahren.. eigene identität... hmpf...
>massenindividuell reihen sie sich ein... das denke ich dazu.. nur so nebenbei...
>zeit ist alles, ich kenne es.. blick auf uhr und co... und letztlich vergisst man dasleben, das ruhen, das innehalten und der blick ist blind für das menschliche...
>
>>Ich habe Fragen über Fragen.
>>Meine Arbeit soll nicht nur eine Arbeit auf Papier sein. Auf Papier kann man nicht oder nur sehr schwer ausdrücken, wie diese Menschen, die ich in diesem Sinne als Aussteiger bezeichne, leben. Ich möchte eine Fotodokumentation bzw. einen Kurzfilm erstellen um die Gegensätze zwischen diesen und jenen Menschen wieder zu spiegeln. Ich möchte Antworten auf meine Fragen finden und diese mit meinen Bildern belegen.
>ich denke, auf papier, verzeih... kann man sehr viel ausdrücken, mehr als auf einem film... worte lassen sich dort anders finden..
>das sage ich nicht altklug, aber ich hab meine eine ausbildung in diesem bereich gemacht, filmerei, cutting, hinterlegen mit texten und co...
>ich liess es, weil ich das papier brauche.. und sei es virtuelles papier...
>fotos.. okay... doch.. wie genau stellst du dir das vor? wie hast du das technische vor? willst du die "aussteiger" in "ihrer welt" festhalten - oder in der hiesigen?
>ich bin sehr neugierig.. ich weiss... hoffe, das ist nicht schlimm ..
>liebe gruesse zurück, barbara
>
>> Liebe Grüße
>> Ina





Antworten:


[ Reisen Cabo Verde - Kapverdische Inseln ]