Re: Aussteiger gesucht!!! Nr. 2 (insbesondere für Barbara )


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Geschrieben von ina am 09. Juli 2002 17:10:16:

Als Antwort auf: Aussteiger gesucht!!! Nr. 2 (insbesondere für Barbara ) geschrieben von Ina am 06. Juli 2002 20:06:27:

So liebe Barbara, jetzt komm ich endlich dazu, Dir zu antworten. Du mußt verzeihen, aber ich komme auch nicht jeden Tag dazu, alle e-mails/ nachrichten zu beantworten. Vor allen Dingen, wenn ich mir für die Antworten etwas Zeit nehmen möchte. Und das ist bei Dir der Fall.

In bezug auf Deine Fragen, ich bin jetzt 29 Jahre jung. Ob der Bruch von Wirtschaft zu Psychologie so groß ist, kann man so sehen oder so. Jedenfalls kann man das aus (mind.) zwei Perspektiven betrachten. Auf der einen Seite spielt Psychologie in die Wirtschaft stark hinein. Da gibt es die Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie, darunter fällt Personalwesen, Personalentwicklung, Arbeitsorganisation, Arbeitsschutz zu teil auch, Marketing, Unternehmensberatung und und und. Auf der anderen Seite grenzt sich Psychologie von der Wirtschaft strikt ab, wenn es um Klinische, Pädagogische, Analytische oder Therapeutische Psychologie geht. Da ist dann die Psychologie eher auf dem medizinischen bzw. sozialen Sektor angesiedelt. Allerdings sind Verbindungen zwischen beiden durchaus möglich und anwendbar. Der Bruch Wirtschaft - geisteswiss./psych./menschl. liegt insofern nahe, da ich Wirtschaft als Basiswissen zwar sehr nützlich finde, aber mir nicht vorstellen kann, bis zur Rente auf diesem Gebiet zu arbeiten und mich darin zu verwirklichen.

Für mich besteht der -mein- Bruch darin, wider allgemeiner Vorstellungen gehandelt zu haben. Nämlich sicher im Berufsleben zu stehen und dieses aufzugeben, um mich in ein "Wagnis - Studium" zu begeben. Die Fragen danach, das Studium erfolgreich zu beenden und in einem "so hohen" Alter noch einmal den Einstieg ins Berufsleben zu schaffen, hörte ich anfangs oft und zum Teil immer noch.

Alles über Bord geworfen heißt Partner ade´, Arbeit ade´, gemeinsame Wohnung ade´, gemeinsame Freunde ade´, erste eigene Wohnung, erste mal alleine und nur auf mich allein gestellt. War eine harte Schule.

Sucht nach materiellen und/oder beruflichen Erfolg liegt vielleicht darin, daß ich glaubte, darüber anerkannt zu werden. Das ist sicherlich ein Wunsch, der meisten Menschen. Nur daß der Mensch sich nicht unbedingt über materiellen und/oder beruflichen Erfolg als Mensch auszeichnet, weiß man erst, wenn man diesen Erfolg hat und letztendlich sich nichts geändert hat. Viele Menschen, ich behaupte sogar, fast alle Menschen suchen nach Anerkennung und finden sich selber besonders wichtig. Sie wollen das anderen vielleicht auch suggerieren. Das ist natürlich. Jeder hat nur dieses unverschämt kurze Leben und das ist für jeden einzelnen ungemein wichtig. Aber, daß der Mensch sich nur über sich selbst als Mensch auszeichnet und nicht darüber, was er hat, begreift mancher später, mancher früher und mancher gar nicht.
Erfolg ist mir noch immer wichtig. Mir ist er für mich selber wichtig. Ich möchte bestimmte Ziele erreichen. Und das Erreichen dieser Ziele ist mein Erfolg, unabhängig welcher Couleur.

Ich stellte mir diese Frage nach Zufriedenheit und Glück, weil ich mich trotz meiner "angenehmen" Situation erbärmlich fühlte. Ich hatte viel und hatte doch gar nichts. Ich war krank. Einfach nur mental und körperlich ruiniert.

Aber jetzt noch einmal zu dem Wettbewerb. Abgabetermin ist der 31.10.2002. Ich möchte daran teilnehmen, weil ich eine Möglichkeit suchte, auf wissenschaftlicher Ebene selbständig tätig zu werden und nicht bis zur Diplomarbeit warten zu müssen. Ich möchte meine Fragen beantwortet haben. So ein Wettbewerb gibt mir den nötigen Rahmen und Motivationsschub, um auf eigene Faust loszugehen und "zu forschen".

Beschleunigte Welt - ja, daß ist ein Thema zum Philosophieren, zum stundenlangen Erzählen, weil man das aus so vielen unterschiedlichen Perspektiven betrachten kann. Sind die Menschen wirklich beschleunigt? Oder ist es die Welt in der er lebt? Kommt der Mensch mit den rasanten Entwicklungen eigentlich zurecht, oder ist er überfordert? Es gab doch zu allen Zeiten rasante Entwicklungen! Erfindung des Rades, Erfindung des Buchdruck durch Gutenberg, Erfindung der Spinning-Jenny durch Haregreaves, Erfindung der Eisenbahn durch Stephenson - das sind alles beschleunigende Dinge in unserer Geschichte, welchen Einfluß hatte das auf die Menschen. Haben einige, so wie wir heute, nicht auch gesagt, die Menschen werden schneller, haben keine Zeit mehr, haben sozusagen Kritik geübt an ihrer Zeit? Wer weiß?
Beschleunigung schafft neue Bedürfnisse.

Was sind Kritiker? Sie reflektieren ihr Meinung über bestimmte Themen, wenn es authentische Kritiker sind, leben sie auch danach. Demnach müßte der, der die beschleunigte Welt kritisiert eine alternative Lebensform für sich gefunden haben, die sich von der beschleunigten Welt unterscheidet, d.h. der Kritiker wäre eine Aussteiger oder zumindest ein Außenseiter. Oder? Wie siehst Du das?

Gute Frage: wie empfinde ich die schnelle Welt? Laß mich dies in einer späteren Nachricht wieder aufgreifen. So auch das Thema Bewußtsein.

Weißt Du Barbara, ich texte Dich mit mir und meinen Angelegenheiten zu und würde doch gerne mehr über Dich erfahren wollen. Wer ist die Person, die sich für meine Gedanken interessiert. Wie sieht ihr Leben aus, womit beschäftigt sie sich so in Gedanken und im täglichen Leben? Was macht Dich neugierig?. Und wie hast Du Alfred kennen gelernt? Beschreibe Dich bitte.
Mich interessiert es insbesondere deswegen, weil Du meine Briefe kritisch hinterfragst und mich zu neuen Fragestellungen anregst. Dafür schon mal ein großes DANKESCHÖÖÖN!
Das brauche ich momentan stark, um mich nicht in meinen eigenen Gedanken festzustricken und offen zu bleiben für andere Gesichtspunkte, gerade in Bezug auf meine Arbeit.


Ach so, was ich Dir noch sagen wollte. Auf Papier kann man nicht genug ausdrücken. Ich denke, es ist verdammt schwierig, den Gedanken mit Worten so auszudrücken, daß die gewählten Worte den Sinn, den Charakter nicht verändern. Wir Menschen haben die Angewohnheit, unsere Gedanken der Sprache, die uns zur Verfügung steht anzupassen, anstatt nach Worten zu suchen, die unseren Gedanken genauso wieder geben, wie wir ihn MEINEN. Es ist sehr schwer. Beschreibe doch mal das Gefühl während eines Orgasmus (das delikate Beispiel sei mir verziehen). Da reicht es doch nicht zu sagen schön, gut, toll, gigantisch... Oder?

Ein Film ist zu bedenken. In Filmen werden Handlungen wieder gegeben. Jetzt kommt es drauf an, was ich darstellen will. Fotos finde ich auf alle Fälle angemessen, da man meiner Meinung nach Momente, Ausdrücke und Eindrücke gut festhalten kann. Mit Fotos kann man zum Beispiel gut Emotionen zum Ausdruck bringen und auch beim Betrachter erzeugen. Deswegen halte ich Fotos für sehr geeignet zur Dokumentation.
Das Technische habe ich noch nicht konkretisiert. Ich habe Vorstellungen, bin aber noch am Meinungen sammeln und organisieren.

Erzähl mir mehr über Deine Ausbildung im Bereich Filmerei, cutting, etc. Und was hast Du noch für Ausbildungen? Auf welchem Gebiet arbeitest Du eigentlich?


So, ich glaube jetzt reicht es erst mal. So lange Texte sind besimmt schwer zu verdauen oder?
Ich habe das Gefühl, wir haben uns eine Menge zu erzählen.

Sei lieb gegrüßt
Ina





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