Re: Europareise


[ Reisen Cabo Verde - Kapverdische Inseln ]


Geschrieben von alfred am 02. November 2002 19:23:51:

Als Antwort auf: Europareise geschrieben von Joachim am 25. Oktober 2002 15:07:50:

Lieber Joachim,

hast recht, bin schon lange diesen Bericht schuldig. Einerseits hab ich sehr, sehr viel zu tun, andrerseits habe ich viel überlegt, wie ich das in einer Form bringen kann, daß daraus kein Roman wird.

Als wir von hier wegfuhren, da hatte ich Sorge, daß wir nach zwei Wochen genug von Europa haben werden und wieder nach Hause wollen. Das traf überhaupt nicht ein, wir fühlten uns wohl, hatten sehr schöne Erlebnisse und Begegnungen. Das Wetter war immer supergut, Verkehrsstau erlebte ich nur zwei mal in diesen drei Monaten und von Hektik war keine Spur. Auch von Polizeischikanen keine Spur, nur dreimal wurde ich angehalten, davon zweimal in München und einmal in Österreich - naja, ist so südlich vom Äquator - jedesmal mit der Frage, warum ich so langsam fahre.

Für mich war eine ganz wichtige Erkenntnis, daß ich mit Christine und den Kindern überall leben könnte, wo man halt leben kann. Entscheidend ist die Harmonie in einem kleinen Kreis und die Rückzugsmöglichkeit um Eindrücke, Stimmungen und vielleicht auch Ängste in Ruhe verarbeiten zu können. Das hatten wir halt mit unserem Rollheim, eigentlich der Schlüssel zu diesem Erfolg - danke bei der Gelegenheit allen, die dabei mitgewirkt haben.

Für mich war auch eine Überraschung, wie wenig sich eigentlich alle verändert hat, wenn man von Parkuhren, diversen Fahrscheinen und Obstwaagen im Supermarkt absieht. Vom Grundsätzlichen her hat sich nicht viel verändert, es ist alles in bestimmten Bereichen mehr und größer geworden - die Käseregale in den Supermärkten, mehr Fahrstreifen auf der Autobahn, aber selbst die manchmal etwas unlogischen Aufbauten von Baustellen im öffentlichen Verkehr waren noch immer so unlogisch wie zuvor.

Aber es war sehr gut, daß ich wieder in Europa war. Ich habe in vielen Bereichen meine Meinung an die Realität anpassen können. Aber auch die Kinder konnten diese andere Welt erleben, ein Welt, in der fast nur Touristen leben, ab und zu sieht man auch einen dunklen, normalen Menschen. Sie sahen die Eisenbahn, U-Bahn, Bus und alle möglichen Dinge, die sie nur aus Erzählungen, Büchern und Bildern kannten. Felix spricht seinem Alter gemäß perfekt Deutsch und ist somit wirklich zweisprachig geworden. Stinchen, die ja noch nicht in Sätzen spricht, bewegt sich ebenfalls problemlos in beiden Sprachen und Deutsch ist zu Hause wieder die Amtssprache geworden.

Ich sagte ja, ich könnte Romane schreiben, deshalb halt vielleicht im Dialog, in Form von Beantworten von Fragen. Ich habe halt nur wieder gesehen, daß das Sprichwort "Wie man sich bettet, so liegt man" doch sehr viel Gültigkeit hat. Die Menschen waren äußerst freundlich und hilfsbereit, kinderfreundlich und was man sich noch alles wünschen kann. Vielleicht wäre das anders, wenn ich doch wieder definitiv in Deutschland leben würde? Vielleicht aber würde ich mit der Zeit anders in den Wald rufen als auf dieser Reise und eine andere Antwort erhalten? - Aber wenn es nicht sein muß, dann will ich das doch lieber nicht versuchen und lieber in meinem Cabo Verde sitzen bleiben.

mit ganz vielen Grüßen


alfred






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