Re: Maigrüsse


[ Reisen Cabo Verde - Kapverdische Inseln ]


Geschrieben von alfred am 01. Mai 2003 15:46:22:

Als Antwort auf: Maigrüsse geschrieben von Berthold am 30. April 2003 21:01:02:

Lieber Berthold,

ganz vielen Dank für die Maigrüße und viele Grüße zurück.

Hast recht, ist ziemlich ruhig geworden. War einerseits ganz gut für uns mal die Wunden zu lecken und alten Kram zu bearbeiten, andrerseits sollten wir halt auch etwas "Geldarbeit" machen. Die Gewinnmarge bei uns ist halt recht niedrig und was übrigbleibt, das geht dann wieder in Projekte. So läuft unser Projekt "Edelbrand", das braucht noch etwas "Futter".

Mit dem Irakkrieg gab es einen richtigen Schnitt bei den Anfragen. Hatte ich davor drei bis sechs Anfragen täglich, kommt im Augenblick gar nichts mehr. Ponta do Sol war wie ausgestorben, der Flieger der TACV ab München ziemlich leer. Das hat sich in den letzten Tagen aber wieder geändert in Bezug auf Ponta do Sol, dort ist es wieder voll, allerdings mit ziemlich großen Gruppen aus den Niederlanden und Frankreich. Eine Wikingerhorde war die einzige deutsche Gruppe. Weiß auch nicht, ob Deutschland so tief geschockt ist vom Krieg, daß keiner reisen möchte? - Oder sieht es wirklich so schlecht aus mit der Wirtschaft?

Ich mache mir insofern Sorgen, daß das Publikum, das unser Land besucht, sich sehr verändert: sieht immer kanarischer aus. Phantasielos werden die Pfade immer tiefer ausgetreten, man merkt auch, daß die Anwohner an den Wanderwegen sich im Verhalten ändern.
Deshalb sind wir dabei, neue Wege sowohl physisch wie auch symbolisch zu gehen. Wir haben in Bezug auf private Unterkünfte mal untersucht, in welchen Gegenden ein finanzieller Input mit Übernachtungen fehlt. Diese Quartiere werden wir dann mit "neuen" Wandertouren verbinden, wobei "neue" deshalb unter Anführungszeichen steht, weil wir natürlich das traditionelle Wegenetz trotzdem weiterhin in allen Ehren halten und benutzen werden.
Die "symbolischen" Wege sind eine für uns neue Form des Tourismus, der wirklich nachhaltig sein soll:
Wir planen, in gemeinsamer Arbeit von Gästen und Caboverdeanern in Lagoa Regenfänger und eine große Zisterne zu bauen. Mit dem Wasser aus der Zisterne werden wir dann mit wassersparenden Bewässerungsmethoden biologischen Gemüsebau betreiben und damit in dieser Gegend zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Das mit den Arbeitsplätzen finde ich persönlich sehr, sehr wichtig, denn immer mehr Leute ziehen mangels Lebensbasis nach Porto Novo und eines Tages werden dort dann sicher Schule und Krankenstation geschlossen. Das wäre dann ein nicht mehr rückgäng zu machender Prozess, und die Verstädterung mit all den bekannten Nachteilen (und unbekannten) nimmt weiter zu.
Aber auch in Zusammenarbeit mit sozialen Projekten gehen wir wieder einen Schritt voran: in Ponta do Sol lebt die Italienerin Vera und hat einen Kindergarten aufgebaut. Ein recht neues Projekt ist eine "Altentagesstätte"; in diesem beteiligt sich unser Hans im Vorstand. Er brachte die Idee ein, daß ein Fischerboot gebaut wird und eine Mannschaft zum Fischen ausfährt, damit Kindergarten und Altentagesstätte mit den nötigen Proteinen versorgt werden. Da das Boot damit nicht voll ausgelastet wird und wir den Fischern keine Konkurrenz schaffen wollen, werden wir das Boot über die Tourismusschiene amortisieren und in Betrieb halten.

An sich haben wir noch mehr Projekte, aber dieses Posting wird schon etwas lang. Wenn ich weiterhin so viel Zeit habe, dann werde ich eine Seite basteln und ins Netz stellen.

So, soll nicht noch länger werden ...

nochmals ganz viele Grüße

alfred






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