Re: antwort für BS


[ Reisen Cabo Verde - Kapverdische Inseln ]


Geschrieben von bs am 12. April 2001 22:30:00:

Als Antwort auf: antwort für BS geschrieben von alfred am 12. April 2001 18:34:00:

>>>alfred
>>hallo alfred.
>>keine hintergrundinformationen, sicher...doch...:
>>gibt es nicht die möglichkeit, einem haltlosen halt zu geben, um vom halt dem festhalten am alkohol leichter wegzukommen?
>Wie Judith schon gesagt hat, habe ich wenig theoretisches Hintergrundwissen in Bezug auf Alkoholsüchtige. Allerdings einige Erfahrungen in der Praxis (wir haben gerade hoffentlich den Verantwortlichen der Landwirtschaft trocken bekommen). Wo ich aber eine Menge weiß, das ist der Bereich der Rauschgiftsüchtigen, ich hatte in der Kinderdrogenszene gearbeitet.
>Sicher gibt es da Möglichkeiten, ich hätte mich damit intensiver auseinandersetzen müssen. Allerdings bin ich davo n ausgegangen, daß Joachim hier "trocken" sein wird. Es geht hier einfach nicht, daß ich meine gesamte Zeit und Aufmerksamkeit einem einzelnen Menschen widme, dann würden wir hier alle absaufen. Ich kriege kein Gehalt, keinen Urlaub - ich arbeite hier als Selbständiger und habe eine Menge Verantwortung. Die Voraussetzungen waren eben, daß Joachim hier nicht mehr trinken wird, aus Solidarität habe auch ich keinen Tropfen Alkohol angerührt bis ich einsah, auch das nützt nichts. Für mich war einfach die Überlegung, daß er unter diesen Umständen nicht vom Alkohol loskommen wird, wenn er es nicht einmal schafft, am Anfang aufzuhören zu trinken. Dabei habe ich aber die Geduld gehabt zu warten, ob sich das Blatt wendet und er vielleicht etwas einsieht, habe ihm erklärt, wo die Problematik in unserer Arbeit liegt, gehofft, daß er von sich aus Initiative ergreift.
>Ich habe ihn auch nicht vor die Tür gesetzt, er kam dann nicht mehr und war sauer auf mich. Warum? - vielleicht suchte er ein Ventil?
>Sicher hätte es Wege gegeben, ihm mehr Halt zu geben, aber das war für mich einfach zuviel verlangt, wo ich doch so schon total überlastet war, immerhin standen wir mitten in der Zuckerrohrernte.
>>alkoholkrank.. krank.. wenn es denn so war...
>>das heisst genehsung...und das wiederum bedarf hilfe.
>>konntest du sie ihm nicht geben? wolltest du sie ihm nicht geben?
>Ich konnte sie ihm nicht geben, so wie seine Frau sie ihm auch nicht geben konnte und so wie der Entzug bei ihm auch nicht gefaßt hat. Es gibt hier viele Alkoholiker, aber das gehört irgendwie zum Landschaftsbild und diese Alkoholiker stellen nicht viel Ansprüche. Einige kommen davon los, andere saufen sich tatsächlich zu Tode. Das sind meine Erfahrungen hier, vor allem klappt es nur dann, wenn so ein Mensch nicht mehr trinken möchte, dann fängt ihn die Gemeinschaft auf. Ich war einfach ratlos und sah, daß wir alle zusammen Schiffbruch erleiden müssen, wenn sich alles um Joachim dreht. Er selber hat mir gesagt, daß er nicht versprechen will, daß er ganz mit dem Alkohol aufhört - was sollte ich dann tun?
>>und: alkohol lässt sich nur bekämpfen, wenn man stark ist. das kann man nicht, wenn man im neuaufbau ist, angst hat, allein ist und nicht das gefühl hat, dass da jemand ist, der an einen glaubt, einen stärkt - und sei es durch verantwortung, die man demjenigen gibt, mit argusaugen darüber zu wachen ist ja nun auch eine möglichkeit?
>Erinnerst Du Dich an die Aussagen, wo mir unterstellt wurde, daß ich Vorurteile habe und Menschen messe? - habe ich ihm keine Verantwortung übertragen? habe ich ihn mit Argusaugen überwacht? Habe ich nicht an ihn geglaubt?
>Hätte ich den Beiden gesagt sie sollen kommen, wenn ich gewußt hätte, daß er weitertrinkt? Habe ich nicht auf eine Hilfe gehofft? Habe ich nicht jetzt als Resultat eine Anklage, obwohl ich Chancen geboten habe? Glaubst Du, daß in Europa Jemand einen Alkoholiker aus Cabo Verde aufnehmen würde? - Ich glaube, bei intensivem Hinsehen und etwas Logik, erklärt sich oft eine Situation.
>Fakten: Alfred tut Judith leid, bietet Ihr an, daß sie bei ihm einen Urlaub verbringen kann um Abstand zur Situation zu finden. Nicht Judith kommt, beide machen einen Urlaub auf Cabo Verde. Alfred steht zur Verfügung, es werden Gespräche geführt, nach einiger Zeit stoppt Joachim den Alkohol. Unsere Freude war groß. Abschied am Flughafen: die Beiden erzählen von ihrem Entschluß, nach Cabo Verde zu gehen.Eine ganze Reihe von Mails, Joachim will etwas alleine machen, Alfred warnt, Ersparnisse gleich einzusetzen ohne Erfahrungen gesammelt zu haben, bietet Zusammenarbeit in seinen Bereichen an. Die Beiden kommen zu Alfred und beziehen erst einmal das Büro. Alfred erklärt Joachim die Situation und wo etwas zu tun wäre. Joachim findet überall Probleme, trinkt wieder. Alfred bietet den beiden eine Steinhäuschen auf seinem Grundstück an, fragt herum, wo es ein Zimmer geben könnte. Ein Zimmer in der Nachbarschaft findet sich, Judith und Joachim ziehen um, verbringen ihre Tage bei Alfred, weil es eben nur ein nacktes Zimmer ist. Alfred sieht so nach und nach ein, daß sich bei Joachim nichts mehr ändern wird und arbeitet wie ein Besessener, weil wieder Berge angewachsen sind und kocht für die gesamte Mannschaft (einzige Maßnahme, sich vom Computer loszureissen). Alfred gibt Hoffnung auf, am gleichen Morgen teilt Judith Alfred mit, daß Joachim sauer auf ihn ist. Judith entschließt sich, nach Deutschland zurückzugehen, eine Woche danach auch Joachim, davor eine Aussprache in der Joachim Alfred sagt, daß er trotzdem sein Freund bleibt. (trotzdem - eigentlich ein Hammer).
>In dieser Stichwortfassung findest Du den roten Faden, keine beschönigendes oder vermiesendes Beiwerk, einfach der Ablauf. Eigenartig, warum ich da angegriffen werde?
>Aber vielleicht sollte ich auch anklagen?
>>oder ist es vermessen, da nachzuhaken???
>>gruss, bs
>es ist nicht vermessen, da nachzuhaken. Mir war es anfangs ziemlich peinlich, so öffentlich diese Geschichte auszutragen, sicher gibt es einige Voyeure, die ihre Freude haben, sollen sie. Am Anfang hätte ich den Beitrag löschen können, aber das geht gegen meine Grundsätze. Jetzt finde ich es sogar ganz gut, wenn man sich nicht auf die handelnden Personen konzentriert sondern auf die Geschichte. Es sind Erfahrungen live, die jemandem vielleicht sogar weiterhelfen können?
>zB: in Europa hat ein Kranker und Schwacher eine Reihe von Rechten. Das finde ich auch richtig, wenn es sich eine Gesellschaft leisten kann. Wo sich eine Gesellschaft das nicht leisten kann, dort muß die Familie etwas tun, dort wo die Familie nichts tun kann, bleibt der Schwache der Schwache. Schau mal, schon ein wichtiger Unterschied zwischen den Gesellschaften Deutschland und Cabo Verde. Hier - ich spreche immer vom Land, nicht von den Städten - verbirgt man seine Schwächen, damit man Arbeit bekommt oder seine Geschäfte machen kann. Ein Schwacher bekommt keine Arbeit, mit einem Schwachem macht man keine Geschäfte, man schenkt ihm etwas. Wenn es aber nicht viel zu schenken gibt, dann bekommt er halt nur wenig oder gar nichts. In Deutschland hat man als Schwacher Rechte, mehr Urlaub, Unkündbarkeit ........ Ich will ganz bestimmt nicht werten, alles ist an seinem Platz, wo es hingehört, ich möchte nur aufzeigen, welche Unterschiede es gibt, an die man gar nicht so gleich denkt.
>konnte ich Deine Fragen beantworten?
>mit vielen Grüßen
>
>alfred


hallo alfred. herzlichen dank ob deiner antwort. einige fragen hast du beantwortet, andere aufgeworfen und auch einsprüche geweckt.
finde ich...
wenig wissen in bezug auf alkoholkranke.. ich sage nicht süchtige...: du schreibst "sicher intensiver damit auseinandersetzen müssen..." stimmt, denn ich denke, mit wissen über drogensucht weiss man, dass man nicht "davon ausgehen kann" dass jemand mal eben so trocken wird.. die gefährdung ist immer da, insbesondere wenn probleme da sind.
natürlich hast du anderes zu tun, dass ist klar, die problematik des selbständigen ist auch klar. wenn man nichts tut, bzw. sich um anderes kümmert kommt nichts rein, da ist verantwortung für die familie und und und...
aber: ist es nicht in dem moment, wo man jemanden das haus öffnet, ihm einlass gibt, ihm unterkunft gewährt auch so, dass man einen schritt weit verantwortung übernimmt...??
man ist zeitlebens für das verantwortlich, was man sich vertraut gemacht hat... in welcher form auch immer.. oder??
es wirkt so, als ob du dir schon ob seiner fehler, ob deiner fehler in dieser situation bewusst bist, aber es nicht wirklich ranlässt...denn du fragst, was du hättest tun können,dass du dich hättest mehr auseinandersetzen sollen und doch weist du immer wieder auf deine anderen tätigkeiten hin...

halt geben... klar, irgendwann kommt der punkt, wo es um selbsterhaltung geht... da kann man dann keinen halt geben.
alkoholiker zum landschaftsbild.. denke,dass sollte man nicht so hinnehmen.. oder dürfen in berlin drogensüchtige zum stadtbild gehören?

´nein, in europa würde nicht unbedingt jeder einen alkoholiker von cabo aufnehmen. aber: wieviel zeit hast du ihm gegeben?

zu den fakten: danke!!!!!!!!
was heisst zusammenarbeit angeboten? was für eine zusammenarbeit?

angegriffen wurdest du vielleicht, weil man von dir reaktion erwartete, statt eine warteliste, weil man das von freunden erwartet, wenn man sich so trennt, mit dieser bezeichnung. und vielleicht auch, weil man trauert, wenn ein traum stirbt, und dann dort hilfe sucht, wo jemand ist, der den traum kannte ...?

vermessen, nachzuhaken.. gut.
voyeure, kann schon sein. ich nicht. gut, dass beitrag nicht gelöscht. denke es ist thema, was auch andere anregen kann, menschlich wie faktisch.

einspruch zu den rechten von schwachen in europa.
klar, das soziale netz hier ist enger...
aber: auch hier in europa verbirgt man seine schwächen. wer sich als alkoholiker bewirbt hat pech, wer es sich im job anmerken lässt, fliegt. wer vielleicht selbständig ist und pleite geht, kann zwar zum sozialamt, doch arbeitslosengeld bekommt derjenige nicht. und vom sozialamt leben?? vielleicht wenn man unter der brücke lebt, zum essen reicht es.
warum gibt es hier so viele obdachlose, so viele alte menschen an der armutsgrenze?
die sieht man nicht. wegretuschiert im hübschen europa-bild....
ich kenne keinen schwachen, der mehr urlaub bekommt, weil er schwach ist und unkündbar wird, deshalb...
das versteh ich nun wirklich nicht....

unterschiede gibt es, sicher.. aber da muss ich widersprechen.

wie gesagt, viele fragen beantwortet, danke, aber... mit vielen grüssen,bs





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