Re: Cabo Verde bald in deutscher Hand?


[ Reisen Cabo Verde - Kapverdische Inseln ]


Geschrieben von alfred am 28. September 2003 20:43:20:

Als Antwort auf: Cabo Verde bald in deutscher Hand? geschrieben von TascaRIA Maredo am 28. September 2003 17:46:42:

>Mich stört es sehr, dass immer mehr Hotels, Pensionen, Agenturen usw. von Deutschen betrieben werden. Es gibt viele gut ausgebildete Kapverdianer, die aber ohne Startkapital kein Unternehmen aufmachen können. Deutsche und andere Europäer machen sich auf dem Touristik-Markt breit. Dazu gehören auch die deutschen Alternativen und Ökos, die den Kapverdianern die Chancen zum Verdienst nehmen. Ich achte darauf, nur in Pensionen, Lokalen, Läden von Einheimischen zu kaufen!

Ist traurig, aber wahr. Aber so ist unsere Welt heute gestrickt, man ist noch immer in der Goldgräberzeit geblieben und zieht dort hin, wo man denkt, daß dort die eigenen Träume erfüllt werden können. In vielen Fällen geht es schief, an manchen überleben diese Leute.

Ich selber versuche auch die Reisen für meine Gäste so zu konzipieren, daß das dabei eingebrachte Geld im Land bleibt. Dabei gibt es auch einige "Ausländer", bei denen ich weiß, daß es zum Wohle des Landes ist. Darunter sind aber keine Caboverdeaner, von denen ich weiß, daß ich damit nur teure Aufenthalte in Lisboa finanziere.

Ich glaube aber nicht, daß es am mangelnden Startkapital für gut ausgebildete Caboverdeanern scheitert, daß sie im Tourismus nichts starten können. Es ist die Ungeduld und das "Gleich-reich-werden-wollen", was sie daran hindert. Seit 1987 arbeite ich daran, einen verträglichen Tourismus für Cabo Verde zu schaffen, viel Freude erlebte ich dabei, aber auch viele Enttäuschungen. Viele Steigbügel habe ich gehalten, viele, viele Stunden gearbeitet, reich bin ich noch immer nicht geworden, andere Veranstalter schlafen auf den Matratzen in meinen Quartieren, die ich gekauft habe. Aber Jammern wirst Du mich nicht hören, denn der Weg liegt vorne, nicht hinten. Es ist auch müssig, über die ausländischen Investoren und Operatoren zu schimpfen, wir müssen einfach die Nase vorne haben und etwas anderes und besonderes auf die Beine stellen und hoffen, daß Cabo Verde nicht den Stempel "Kanaren" bekommt und die wirklich netten Gäste uns den Rücken kehren.

Eine wesentlich größere Gefahr sehe ich von den Kanaren kommen: eine Reihe von Investoren sieht eine Chance in Cabo Verde. Aber die Leuten wurden ausgeplündert und haben ihre Lektion gelernt, wie man ausplündert. Dagegen werden wir aber nichts zu setzen haben.

Wir werden demnächst mit einer nachhaltigeren Reiseform starten, wir werden mit Projekttourismus auf der Hochebene Lagoa starten. Wir werden einen Regenfänger und eine Zisterne bauen und mit dem Wasser dann Gemüsebau betreiben. Bei dieser Arbeit werden Gäste mithelfen und das Bewußtsein haben können, bei diesem Projekt mit Hand angelegt zu haben. Die Auswirkung des Projektes soll sein, daß der dortigen Bevölkerung, die nicht vom Tourismus "gesegnet" ist, Arbeit zu beschaffen und damit verhindern, daß sie nach Porto Novo abwandern müssen.

Ach ja, ich bin ja eigentlich auch vor 21 Jahren aus dem Ausland gekommen, ob Dein Beitrag auch auf mich gemünzt war?


viele Grüße aus Sto. Antao


alfred






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