Re: "Die Tourismus-Falle" - Zwei Beiträge in der ZEIT - stefan d


[ Reisen Cabo Verde - Kapverdische Inseln ]


Geschrieben von barbara am 10. August 2001 21:13:29:

Als Antwort auf: Re: geschrieben von Stefan D. am 10. August 2001 10:44:00:

>Hallo Barbara,
>ich finde "Neokolonismus" ist ein ziemlich hartes Wort. Leider sind die Diskussionen in diesem Forum zu diesem Thema immer in den Anfängen stecken geblieben. Mich würde erst einmal interessieren, was genau unter "Neokolonialismus" verstanden wird.
>Viele Grüße
>Stefan D.

hallo stefan d.!
neokolonialismus ist in meinen augen, der lange schatten, den europa noch immer wirft.
die kolonialisierung von damals hat ein angebliches ende gefunden.. und doch nicht...
sie geht in anderem maße weiter, in dem der standard, der maßstab europa ist.

wir in den industriestaaten wollen die entwicklungsländer unterstützen, (oder auch nicht..), die entwicklung vorantreiben...

"entwicklung", "entwicklungshilfe"..
die frage ist doch, was da entwickelt werden soll, in welche richtung und wenn man ein land als "nicht-entwickelt" bezeichnet, so muss man die frage stellen dürfen, inwiefern es nicht entwickelt ist.

viele, nein, die allermeisten afrikanischen staaten sind unterentwickelt.
aber: unterentwickelt in was??
unterentwickelt in dem sinne, als dass die menschen arm sind. leiden, nichts zu essen haben, katastrophale medizinische und gesundheitliche verhältnisse herrschen.
unterentwickelt was die wirtschaft angeht.

aber wenn wir so weiterdenken, so finden wir auch in europa viele unterentwickelte länder...
unterentwickelt in dem sinne, als dass wir das maß verloren haben, uns zum schöpfer ernennen, wenn wir als sämtliche industriestaaten glauben, mit gentechnik und embryonenforschung die welt verbessern zu können, leben zu schaffen und aufzuhalten (was in meinen augen fast an euthanasie grenzt...)
unterentwickelt in dem sinne, als dass wir die augen verschliessen vor anderen dingen, dass wir egoman sind, dass wir keinen blick mehr für die wichtigen dinge im leben haben, ihn verlernten, uns an kleinen dingen nicht mehr freuen und auch ein lächeln schon ernsthafte anstrengung kostet.

und nun wollen ausgerechnet wir unterentwickelten im moralischen,ethischen und menschlichem sinne den entwicklungsländern entwicklung und fortschritt bringen.
am besten mit tourismus.
mit tourismus, von dem die menschen in dem entwicklungsland nur dann etwas haben, wenn sie mit einbezogen werden, siehe alfred zum beispiel.
siehe zeit-interview.. die wenigsten der menschen, die dort leben haben etwas davon...
ihr lebensstandard wird nicht unbedingt besser, sie bekommen nur haufenweise "entwickelte" europäer vor die nase gesetzt, die ihnen den gegensatz krass vorführen.

wir wollen ihnen den fortschritt bringen.
nach europäischem maßstab.
und das ist was ich persönlich mit neo-kolonialismus meine...
den anderen den stempel aufdrücken, dass das, was wir haben, das maß der dinge ist.
ihnen auf deubel komm raus dinge zu bringen, die wir für wichtig halten. und damit auch alles negative.

den fortschritt verdanken die menschen den unzufriedenen,
hat einmal aldous huxley (schöne neue welt..) gesagt.

viele grüsse barbara




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