Re: TOURISMUS-FALLE oder CHANCHE? TATEN stat WORTEN.....


[ Reisen Cabo Verde - Kapverdische Inseln ]


Geschrieben von Beatrice am 15. August 2001 12:01:31:

Als Antwort auf: Re: TOURISMUS-FALLE oder CHANCHE? TATEN stat WORTEN..... geschrieben von LuigiFogo am 14. August 2001 23:45:13:

>Hallo Co-diskutierer... anscheinend gibt nur spanner oder der thema interessiert wenige...

Ciao Luigi! Mi sono sentita interpellata!
;-)

Vielen dank fuer den "Spanner"...ja, ich verfolge eure Diskussion, aber vieles, was ich dazu beitragen koennte, kommt schon von euch, so hab ich mal versucht eine Weile Still zu sein.
Klar interessiert mich euere Themen Tourismus - Entwicklung - Alltag - Wirkliches Leben!

Ich kann da noch meinen Standpunkt mitliefern, habe aber im Moment nicht sooo viel Zeit zum diskutieren.

Eine Walforscherin zu sein, in der Schweiz, heisst also nicht gerade voll und ganz seine Wurzeln im Alltag seines Heimatlandes zu haben...

Obwohl ich keine Kinder habe, bin ich doch mit dem "Alltag" und den "Alltagsproblemen" konfrontiert (vom Streit mit der Nachbarin um die Waschmaschine, bis hin zum "Was koche ich heute?"). Ich arbeite an keiner Uni, habe also konkret nur wenige Leute, mit denen ich "bei einem Kaffee" ueber jene Sachen diskutieren kann, die mich interessieren. Leider musste ich auch feststellen, dass einige der wenigen Kollegen die ich hier habe, wohl etwas neidisch sind, und so sich etwas lustig machen, ueber meine Arbeit... C'est la vie.
Und so eine Forschung irgendwie professionell weiterzufuehren heisst Kraft und Zeit investieren, die man sonst wo "sparen" muss, man faengt an etwas zurueckgezogen zu leben. Manche sagen sogar ... einsam.
Die meisten Kontakte gehen via e-mail und Telephon, sehr "virtuelle"-Bekanntschaften, die in der Welt verstreut sind. Das zu meinem persoenlichen Umfeld, als Beitrag zur Diskussion "wahres Leben".

Sogar grosse Institutionen und Forscher, in Amerika oder Kanada zum Beispiel, muessen kaempfen, um Finanzielle Unterstuetzung fuer ihre Walforschung zu erhalten, wieso? Ja weil Geld dorthin fliesst, wo die Investoren (gemeint sind auch die Staaten) sich einen Gewinn erhoffen, also "Trend"-Forschung (Gentechnik&Co), kommerzielle Forschung (Fischfang zB: Ich hoerte Japan spendierte zig-Yamaha Aussenbordmotoren bei der Unterzeichnung des Fischereivertrags: Stimmt das?) oder solche Forschung, die ein gutes "Image" gibt. Und fuer wen sind Wale eine interessante Investition??? Wem sind sie das Geld, das man in eine Forschung steckt, wert??? An wen kann sich eine zudem nicht akademisch gebundene Forscherin wenden, um ihre Forschung finanzieren zu lassen???

Schnell gesagt: An diejenige, die sich fuer diese Tiere interessieren. Das ist im Moment das breite Publikum. Dies sind keine Grossinvestoren, aber viele kleine, die beitragen koennen, und oft moechten. So haben auch ein paar Kollegen und ich die Swiss Whale Society gegruendet: Walforschung "zum Anfassen"!!! Also auch Tourismus. Es erfordert Geduld und Zeit, mit nicht-professionellen auf Walforschung zu fahren: Erklaeren, nochmals erklaeren, zeigen, motivieren, aber ich finde es auch total motivierend, wenn ich die Freudenrufe der Leute hoere, wenn sie wieder einen Blas oder einen springenden Wal gesichtet haben!!! Wenn ich sehe, dass ich ihnen etwas hab naeher bringen koennen!

Nun hab ich zum dritten mal Leute begleitet, die Wale sehen wollten, aber auch ein ganzes Land enddeckt haben!!! Sei es, dass ich das Glueck habe,mit guten Leuten arbeiten zu koennen, wie Alfred oder Kees/Robert von der Sodade; sei es, dass ich mir die Leute, die ich mitgebracht habe, gut ausgesucht habe, das Resultat war meistens, dass die Leute oft zurueckgekommen sind, nicht nur wegen den Walen, sondern auch wegen den Inseln...und ihren wundervollen Bewohnern.

Am Ende einer Reise hat jemand gedacht mich zu provozieren, indem er mir sagte: "Alles Schoen und Gut Beatrice, hier Wale schuetzen zu wollen. Aber hier muesste man zuallererst die Leute schuetzen!!!" Aber ich fand es toll, dass ich jemanden an Bord hatte, der keine "Scheuklappen" anhatte. Dank Kees und der Crew der Sodade erleben die Leute an Bord auch etwas von Land und Leute. Ich versuche immer noch den richtigen Weg zu finden, damit ich den Kapverdianern ihre Wale etwas naeher bringen kann und so ihnen etwas von dem geben kann, was ich durch diese Fahrten lerne und erlebe. Ich hoffe es fuer das naechste Jahr schaffen zu koennen. Den ich moechte nicht nur "nehmen" sondern auch dem Land etwas zurueckgeben.

>TIA UND WASS MACHT IHR KONKRET DAGEGEN:::::::

Hoffe zu diesem Kapitel auch bald etwas schreiben zu koennen, aber im Moment, kann ich nur sagen: Genau die Leute informieren, die mitkommen, ihnen schon vorher ueber Land und Leute, soweit ich kann, Informationen zu geben.

Das Tessin, in dem ich wohne, hatte - wenigstens frueher - ihre Fans, wie die Kapverden: Land und Leute waren arm, man musste auswandern. Manche Maenner gingen ueber den Winter fort, wenn in der schon karge Berglandwirtschaft nichts zu machen war, andere wanderten ganz aus, nach USA, Suedamerika, Australien. DIe reicheren Deustschweizer und andere liebten dieses "Bodenstaendige", offene, freundliche Volk, die "Sonnen-Stube" der Schweiz, mit ihren praechtigen Taelern und Seen. Man wurde willkommen geheissen, konnte sich zu einem Glass hausgemachten Wein oder Grappa (Brandwein) hinsetzen, singen (!), diskutieren. Man hatte Zeit zu leben. Jetzt sind die Taeler immer leerer, nur noch alte Leute leben dort, oder Deutschschweizer, die sich in einem "ALternativ-LEben" hier angesiedelt haben. Die EInheimischen schuetteln manchmal den Kopf ueber solche "Experimente" (Barbara: Deine Szene mit der nackten Freiturnerin spielt sich hier in den Taelern im Sommer regelmaessig ab. Und es sind die aelteren Leuten, die noch ihren Doerfern und Traditionen geblieben sind, die sich dabei unwohl fuehlen. Aber die sind ja langsam, leider?, am Aussterben). Jetzt lebt man in der Stadt, hat eine Arbeit in der Bank oder dem Staat, hat eine Wohnung mit Zentralheizung und moderner Kueche, faehrt Auto, schaut Fern. Geselligkeit ist immer noch gross geschrieben, aber sie hat sich veraendert... Das Land ist den "Fremden" verkauft worden, aber jetzt findet man, es habe zu viele Auslaender hier wohnen, speziell die (Schweizer-)Deutsch sprechen...

Ich habe das Gefuehl, viele sind von den Kapverdianern und ihrem Land angesprochen, gerade wegen den gleichen Werten, die wir hier seit 30-40 Jahren verloren haben... Haben wir eine Chance, sie wieder zu finden? Wie wird es in Kapverde laufen? Da hab ich keine Antwort.

OK, werde ab und zu nachschauen wie es geht!
Beatrice





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