Re: Wünsche ans Christkind


[ Reisen Cabo Verde - Kapverdische Inseln ]


Geschrieben von alfred am 24. Dezember 2001 14:04:14:

Als Antwort auf: Wünsche ans Christkind geschrieben von Regina am 21. Dezember 2001 15:01:01:

Ich finde diese Aufrufe immer wieder wichtig, damit sollen die Menschen erfahren, wie es um die Welt bestellt ist. Ich sehe darin auch "einen öffentlichen Aushang", der alle Menschen mit in die Verantwortung einbezieht, keine Entschuldigung zuläßt, seinen Beitrag zu verweigern.
Nur, es wird nicht viel helfen, wenn nicht die Einsicht der Menschen wächst, wenn nicht eine geistige Evolution mit der materiellen vonstatten geht, bzw aufgeholt hat. Unsere die Welt bestimmende Philosophie und Wirtschaftsform kann nur zu diesen Zuständen führen, das ist einfach logisch und mathematisch belegbar. Leider hat die verordnete Marktwirtschaft sich nicht durchsetzen können, wie halt alle verordneten Ideologien. Eine freiwillige, von allen Menschen befürwortete Planwirtschaft könnte aus unserer Welt eine andere machen - weniger Leid, weniger Not, mehr Vertrauen, mehr Ehrlichkeit und Wahrheit, mehr Glück und Frieden.

Wir feiern gerade die Geburt eines Menschen, der Liebe statt Vergeltung angeboten hat. Wir, die in dieser Kultur
aufgewachsen sind, der Kultur der "Liebe!?!?" bombartieren respektlos im Ramadan, eine der wichtigsten Zeiten unserer Schwesterreligion. Isa ben Mara, dessen Geburt wir mit Weihnachtsgänsen und Putenbraten feiern, ist einer ihrer Propheten. Auch ihre Ideologie ist in der Liebe begründet, nur wir Söhne des Isas wissen gar nichts über diese Mythologie, wir kennen nur das Feuer und Schwert, den heiligen Krieg, den es gar nicht gibt. Wir, die Söhne der Kreuzritter, die Vertreter der christlichen Religionen, wir haben in Österreich noch immer eine Fahne, deren Ursprung darin bestand, daß ein Kreuzritter seinen Gürtel abnahm und der weiße Streifen an seinem Gewand, das blutdurchdrängt war von Feindesblut der Ungläubigen, hell zwischen dem Rot leuchtete.

Nun, es wird viel geredet, beschlossen, verordnet ......... für mich habe ich halt die Lösung gefunden, daß ich in meinem kleinen Umfeld wirke, in aller Realität meinen Mitmenschen ein guter Mitmensch bin. Ich missioniere nicht und appelliere nicht, daß man die Welt verbessern sollte. Ich lebe das, was ich auch äußere, soll heißen, wenn ich Wasser predige, dann trinke ich es auch. Vor allem aber, daß ich das lebe, was ich meine, was eine gerechtere Welt ausmacht.

Ich denke aber, daß der Schlußsatz eigentlich der Inhalt des Postings war, glaube ich, weiß ich nicht, spüre ich nur. Deshalb dazu ein paar Worte:
Die Unendlichen haben ein Universum geschaffen, damit die Langeweile durchbrochen wird, denn zeitlos sein ist Stillstand, Stillstand ist Anfang und Ende zugleich. Wir klagen, daß unser Leben endlich ist, es wäre aber keines, wenn es die Endlichkeit nicht gäbe. Gäbe es dann nur den Anfang, aber kein Ende? - Kann es einen Anfang geben, wenn es kein Ende gibt?
Wir sind so glücklich zu wissen, daß es eine Zukunft, eine sogenannte Gegenwart und eine Vergangenheit gibt. Eine Gegenwart gibt es nicht, denn wenn die Zukunft gegenwärtig geworden ist, dann gehört sie auch schon der Vergangenheit an. Die Unendlichen, die Zeitlosen stehen darüber, wir aber mit unserer Endlichkeit fressen die Zukunft und scheiden sie als Vergangenheit aus. Wir sind nur Werkzeuge, Zukunftsverwerter und Erhalter der Endlichkeit, solange wir unser Leben an endliche Nachfolger weitergeben. Wir wissen nicht wozu, wohin und warum, dazu sind wir zu beschränkt. Aber alles hat einen Sinn, was Vergangenheit geworden ist, zumindest den Sinn, daß es eine Vergangenheit gibt, ein etwas Geschehenes, das die Unendlichkeit, die Zeitlosigkeit durchbrochen hat.

Wir spielen in einem großen Film mit, jeder für sich der Hauptakteur, jeder für sich in der Hauptrolle. Nur, wir kennen nicht das Drehbuch, wir kennen nicht unsere Rolle. Für uns ist es vielleicht sogar die Stehgreifbühne, auf der sich jeder profilieren möchte? Vielleicht still und zurückhaltend abwartet, was die Regie erwartet?
Es gibt auch keinen Guten und keinen Bösen, denn jeder spielt eine Rolle, jeder ist ein Werkzeug. Vielleicht bewirkt gerade der Böse in seiner Bösheit die Wende zum Guten für alle? Es gibt auch keine Wahrheit oder besser gesagt soviele Wahrheiten, wie es Menschen gibt.

Vor allem aber sollten wir genug Demut besitzen, uns nicht zu wichtig zu nehmen, uns nicht zu bemitleiden, nicht mit dem Schicksal hadern. Wir sollen dankbar sein, Schmerz zu empfinden, denn der Schmerz allein lehrt uns das Glück der Freude. In der dürren Wüste sollen wir uns über die Trockenheit freuen, denn wie schön wird der Regen sein. Die dunkle Nacht schenkt uns erst die Freude des Lichtes und Tages. Wir sollen uns im Vertrauen dem Leben schenken, denn es meint es gut mit uns, auch wenn wir es nicht begreifen können - Vertrauen und Demut geben uns Hoffnung. Die Hoffnung nimmt uns die Angst, denn sie ist es, die unsere Welt mit Gier, Neid, Besitztum, Mißgunst und Eifersucht geschaffen hat. Die Angst läßt uns horten und daneben unseren Mitmenschen verhungern, heute ist es der Mitmensch, aber wir selber sind auch nur Mitmenschen, vielleicht hungern wir morgen? - Vielleicht läßt uns aber der Hunger unsere Krankheiten überwinden und gesunden? Schenkt uns wieder Freude an einem Stück Brot. - Sich schenken, sich fallen lassen in aller Hoffnung und Optimismus gibt uns Zufriedenheit und wir brauchen nicht unsere Gegenüber maßregeln und unterdrücken.

Die be-sinn-lichen Tage lassen mich auch an unsere Sinne denken. Wir be-waffnen uns, wir statten uns mit Waffen aus. Wir be-sinnen uns, wir statten uns mit unseren Sinnen aus, wir lernen wieder mit unseren Sinnen umzugehen, sie zu verwenden. Wir brauchen unsere Sinne, wir "bräuchten" unsere Sinne zur Wahrnehmung: nehmen wir noch wahr, leben wir nicht in einer engen, zusammengestoppelten eigenen Käseglockenwelt mit Vorurteilen? Nehmen wir das Gegenüber wahr oder interpretieren wir unsere Wünsche und Vorstellungen in dieses? Nehmen wir ihm nicht seine Freiheit, wenn wir nicht langsam mit unseren Sinnen unser Gegenüber erforschen, abstimmen, revidieren und so langsam Teile mit unseren Sinnen erfassen und ein Bild in uns entstehen lassen, das dem entspricht, was auch tatsächlich ist. Sind wir nicht schnell dabei, anstelle unserer Sinne unsere Palette an Schablonen heranzuziehen und zu vergleichen ohne Bestätigung durch unsere Wahrnehmung, unsere Sinne? Sind wir dann nicht enttäuscht, sauer und unwirsch, wenn sich herausstellt, daß das aufgesetzte Bild nicht stimmt?
Andrerseits, geben wir unserem Gegenüber die Chance, uns mit seinen Sinnen zu erfassen, erkennen? Spielen wir nicht eine Komödie, in der wir uns in einer Rolle darstellen, in der wir uns gefallen?
Da sind wir bei der Ehrlichkeit, der Wahrheit. Diese schmerzen manchmal, wenn man ihnen gegenüber steht. Der Mensch, der ehrlich ist, tut uns manchmal weh, meist ärgert er uns. Sind wir überhaupt uns selber gegenüber ehrlich? Haben wir nicht oft Angst davor, Angst, weil wir etwas verbergen müssen, weil wir nicht glauben so sein zu dürfen, wie wir sind!?
Deshalb ist jeder alleine, jeder der Einzelkämpfer unter vielen, vielen "Freunden". Gibt es ein sich freuen über die Freude des anderen? Ist ein Schicksalsschlag des Nachbarn nicht eher ein Kick und Wohlgefühl, daß man nicht selber erwischt wurde? Kann man in so einem Umfeld seine Trauer, sein Leid auch offen im Gesicht tragen und ausleben? Findet man wirklich Menschen, die bereit sind etwas zu geben, nämlich ihre Zeit, ihre Gegenwart? Rennen sie nicht nach einem kurzen "tut mir leid" gleich weiter in ihrer Welt? Nehmen sie überhaupt etwas wahr? Kann man selber überhaupt noch traurig sein? Setzt man nicht die gehörigen Maßnahmen in Bewegung, anstelle wirklich sich selber zu sein?
Deshalb meine ich, daß wir uns mit unseren Sinnen bewaffnen sollten, Freude zeigen und erkennen, Trauer zeigen und erkennen. Mitfreuen und mitleiden heißt, Wahrnehmung, erkennen, da sein, sich aufgeben, hingeben, in der Situation aufgehen und verweilen, ohne Rücksicht auf unseren täglichen Vorsorgekrieg mit den Mitmenschen, ohne Rücksicht darauf, das größte und beste Stück vom Kuchen zu versäumen. Wie wichtig ist denn eine Tennisstunde, wenn ein Freund leidet oder sich freut?
Ich denke, ich renne offene Türen ein, weiß doch ein jeder, was ich da sage, hört man ja jeden Tag - nur, und, wer tut was? Sonnt sich in der Action und trampelt individualistisch im Gleichschritt mit einer Welt, die eine erschreckend hohe Suizidrate hat.


Das Posting ist elendlang, sind aber nur ein paar Gedanken für Regina und für die Menschen, die das mögen. Die anderen mögen einfach darüber hinweggehen und mich schwafeln lassen. Tut ja niemandem weh und die Gebühr für das Forum zahle ich ganz alleine

Ich weiß, daß Du wieder gehen lernen mußt, will Dir aber sagen: so schwer es fällt, aber auch für den Schmerz müssen wir dankbar sein und ich weiß ganz genau, daß nach jeder schweren Zeit, eine noch viel schönere kommt, als man sich jemals vorstellen konnte. Nicht an Dich und Deinen Schmerz denken, Sara's Schmerz lindern. Unser Sinn im Leben ist, daß sich unser Leben fortsetzt. - Vorne liegt der Weg, vorne ist die Bühne, auf der wir unsere Rolle spielen, an das, was hinter uns liegt, sollen wir gar nicht so viel denken, nur aus unseren Fehlern lernen. - Und immer daran denken, daß jedes Leid der Anfang einer sehr glücklichen Zeit ist.

In diesem Sinne ein friedliches und frohes Weihnachten und ein glückliches Neues Jahr




Antworten:


[ Reisen Cabo Verde - Kapverdische Inseln ]