Re: Helfen Bomben ? dirk


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Geschrieben von Susanne Görsdorf-Kegel am 08. Oktober 2001 22:18:57:

Als Antwort auf: Re: Helfen Bomben ? dirk geschrieben von barbara am 08. Oktober 2001 14:50:32:

>lieber dirk,
>hab dank für deinen beitrag! deine gedanken gefallen mir sehr, und du regst auch sehr viele gedanken an - ich jedenfalls bin NOCH nachdenklicher nun...
>stefans zitat - ich denke, diese aussage ist ganz richtig, sie beinhaltet das richtige, das wahre und auch das gute - nur die umsetzung....
>laut amerikanischer aussagen ist auch bei denen mittlerweile angekommen,dass ein militärischer schlag nicht alles ist. daher betonen sie auch oftmals (fast zu oft...) dass dieser angriff ein eckpfeiler sei, ein eckpfeiler militärischer art, neben dem, was sie noch vorhätten, nämlich eben auch politisches, humanitäres, etc.
>ich glaube es erst, wenn dem so ist, zu oft wurde in den vergangenen 500 jahren murks gemacht, (AUCH) von den usa ausgehend, gucken wir nach haiti, gucken wir nach lateinamerika und an andere x standorte dieser welt.
>zumindest aber zeigt es, dass der gedanke da ist und der gedanke ist bekanntlich ein anfang - und uns bleibt eh nichts als zu hoffen, dass die berater von bush weiter halbwegs vernünftig sind und es bleiben...
>bestehenden fanatismus jedoch mit diesen "waffen" zu bekämpfen halte ich für schwer. ich bin weder analytiker, terroristenexperte,noch bin ich islam-kenner, doch menschen, die bereit sind alles zu tun, für ihre überzeugung, und dafür ihren eigenen wie den tod anderer und und und in kauf nehmen, die kann man kaum durch sinnige worte überzeugen und auch nicht durch versprechen von grundlagen, toleranz etc.
>>Doch es ist schwer, dies in die Tat umzusetzen. Niemand hat es je gelernt .. wie die Weltgeschichte zeigte und zeigt.
>schreibst du - und genau das denke ich. der mensch hat probleme damit, das umzusetzen, der gedanke ist da, aber es ist schwer.
>das liegt am menschen selbst, aber eben auch an diesen überzeugungen.
>denn: hat jemand versucht pol pot oder mabuto mit ethik und moral zu kommen? hätte hitler auf martin luther king gehört??
>nein.
>und viele sind davon gekommen. ist das richtig???
>soll man sie einfach "lassen"? bin laden kann ja auch fein weitermachen... ??!!
>wole soyinka, eine der wichtigsten stimmen afrikas, schreibt in der "Last des Erinnerns" ( und das ist ein buch, das sich extremst kritisch mit der schuldfrage des westens auseinandersetzt):
>"diese risikofreie parade von schuften, die in aller seelenruhe... von ihrer rolle bei entführungen, quälereien, morden und verstümmelungen erzählen, und denen dann schliesslich ohne irgendeine strafe oder buße absolution gewährt wird, ist entweder eine lektion menschlichen grossmutes oder eine verherrlichung der straflosigkeit"
>also straflosigkeit ist in meinen augen auch nicht das wahre, zumal der mensch nicht durch diesen grossmut glänzt und straflosigkeit verherrlichter weise wohl auch kaum das richtige ist.
>die usa haben mächtig viel dreck am stecken, doch "wir" sind auch nicht besser und es gibt - da geb ich dir sooo recht, eben keine wirtschafts- und industrienation die "sauber" ist.
>+++++
>"Doch, ehrlich gesagt, weiter gedacht habe ich nie. Da ich selbst nie btroffen war, habe ich es zwar registriert, aber nie eine Konsequenz daraus gezogen ... ungeachtet der Tatsache, ob ich für Konsequenzen überhaupt die Möglichkeiten habe.
>>Auch bin ich mir sicher, daß es sehr vielen Menschen so geht ... daß sehr viele ähnliche Gedanken haben ... und sich doch nichts ändert. Warum ist das so?"
>****
>ich glaube, es ist zum einen die ohnmacht, zum anderen auch unsere bequemlichkeit und auch diese hilflosigkeit der frage "wie ändern wir es..."
>auch ich denke über die hungernden in aller welt nach. doch kann ich sie ernähren? kann ich durch verzicht was tun? höchstens im kleinen kann man es versuchen, in dem man, wenn vor ort, was tut. oder wenn man leute zusammentrommelt die zusammen helfen.. aber - kommt es an??
>hilft es den menschen oder eher unserem schlechten gewissen, wenn wir nun hab und gut verlassen und uns auf den weg machen um selbstlos den menschen zu helfen - und dann vermutlich eben doch nur belehren, weil wir glauben, der unsrige weg war der bessere?
>ich weiss es nicht. im kleinen,, bestimmt.. aber die welt verbessern wir dadurch auch nicht komplett, auch wenn wir es gern täten, vielleicht.
>***">Liegt es wirklich nur daran, daß die "oberen Zehntausend" eines Landes durch Intrigen und geschickte Verdummung ganze Völker unter Kontrolle halten können? Ist dies das Ziel der Politiker, die immer von Demokratie und Freiheit reden und doch was ganz anderes meinen? Aber was meinen Sie dann? Geld? Macht?"+++
>ich glaube, sie meinen alles. Noam Chomsky schreibt in seinem "Wirtschaft und Gewalt - vom Kolonialismus zur neuen Weltordnung...": die kehrseite der westlichen industrieländer sei die gier nach herrschaft, die morbide anbetung hochtechnologischer rüstung, chauvinismus und ein mangel an verständnis für andere kulturen... die "neue weltordnung der usa liesse die länder der dritten welt frösteln, wenn sie von befreiung sprächen.." und ich denke, da ist was dran...!!
>ich glaube aber auch, intrigen und lügen und dergleichen sind nicht alles, sondern ich glaube schon daran, dass die aufrechterhaltung von demokratie und freiheit mitinhalt ist - nur die auslegung ist wie immer so eine sache...
>also sind auch die lügen und die gier nach macht sicher nicht schuldursache...
>bush ist genauso verantwortlich wie bin laden, genauso wie vater bush genauso verantwortlich ist wie hussein im golfkrieg, aber mitschuld tragen eben auch die vorgänger, jene, die durch ihre politik amerika ins abseits drängten, in ein in ihren augen hervorstechendes anstrebbares abseits, ohne folgen abzusehen, oder absehen zu wollen.
>alles lüge? glaube ich dennoch nicht...
>
>>Wie gesagt, die meisten von uns haben nie gelernt, wie man mit solchen Situationen umgehen soll. Man ist hin und her gerissen ... man sieht Bilder, hört Aussagen, die für viele nicht nachvollziehbar sind. Man sieht Reportagen von hinrichtenden Taliban im Fußballstadion ... und vergißt die Todesstrafe, die es auch noch in anderen Teilen der Welt gibt. Man sieht die Interviews mit Osama bin Laden und wie er zum heiligen Krieg gegen Juden und Christen aufruft ... und vergißt die Übergriffe auf arabische Mitmenschen in Amerika Tage nach den Anschlägen oder die Tatsache, wie euphorisch man zum Krieg gegen den Terrorismus aufgerufen hat und wie schnell daraus das Ziel "Sturz der Taliban" geworden ist.
>ZUSTIMMUNG:. denn das ist,w as ich mit differenzieren meinte.. man darf den blick auf anderes leid nicht verlieren und es ist genauso falsch den einen zu verteufeln, wie den anderen...
>wer ist schuld?? die hegemonieansprüche und besserwisserei der amerikaner, seit jahrzehnten?
>oder sind die taliban sind meinetwegen im moment die "schlimmen" - aber warum... sie wurden ja nciht so geboren.. sie wurden dazu gemacht.. und somit sind sie auch so schuldig dann wieder nicht.. ???!!!!
>aber sie sind schuldig dessen, was sie daraus machen. und wer frauen foltert, vergewaltigt, kinder zugucken lässt, dabei und sie ihrer väter beraubt und und und - der ist in meinen augen auch dann schuldig, wenn er es aus irgendwelchen gründen heraus tun - denn sonst wäre ja auch jeder kinderschänder ein guter mensch, denn er ist ja wegen seiner missratenen kindheit dazu gemacht worden...
>oder??
>also kein freispruch für die taliban und keiner für die amis... denn man kann nicht immer im nachhinein die schuldfrage in der traurigen vergangenheit suchen, jeder ist schliesslich auch sich selbst unterlegen...
>++">Sicher, glaubt man der Reportage einer britischen Journalistin afghanischer Abstammung, die sich mit versteckter Kamera in Afghanistan bewegte, so kann man eigentlich das Regime der Taliban nicht gutheißen oder zumindest ist das Elend dort nicht zu akzeptieren. Ob es denn nun tatsächlich nur dem harten und extremen Führungsstil der Taliban zuzuschreiben ist, weiß ich nicht zu beurteilen. Es klingt logisch, doch ich bin etwas vorsichtiger geworden mit meiner Meinungsbildung ... obwohl ich nicht glaube, daß die Reportage so verzerrt wiedergegeben werden kann.
>>Doch ist der Krieg gegen oder der Sturz der Taliban wirklich die Antwort ... auch wenn es mit (viel zu spät gestarteten) Hilfslieferungen an die Bevölkerung einhergeht?
>>Auch wenn wieder einmal der Idealist zum Vorschein kommt, so glaube ich doch, daß Kommunikation, und zwar ehrliche gemeinte und auch entsprechend ausgesprochene Kommunkation, mehr bewegen kann als irgendein Krieg oder Gewalt schlechthin. Auch wenn ich selber schon oft in Situationen war, in denen mir die Kommunikation nichts gebracht hat ... Situationen, die mit Gewalt endeten. Aber, denke ich darüber nach, so begann die Kommunikation erst, als es schon eskalierte ... einlenken nicht möglich".
>genau das ist es, wie ich finde.
>wenn kommunikation, licht und liebe - um an king zu erinnern - möglich ist, ja.
>der gedanke ist ja auch schön. doch real - sind wir so???
>wenn uns einer an den kragen will.... ??? und ehrlich zu uns sind??
>und vor allem - es gibt eben momente, wo diese chance längst vertan ist! und das jetzt ist so einer.
>wenn jemand den taliban mit licht und liebe kommt, dann ist er danach mausetot.
>***">Wir wissen nicht viel von fernen Ländern ... und sehen Dinge, die wir nicht verstehen. Und wenn wir die Lebensumstände der Afghanen und den Führungsstil der Taliban nicht akzeptieren wollen, dann sollten wir versuchen zu verstehen, warum es so ist ... und erst dann können wir es ändern. "+++
>
>ganz genau.. erst begreifen und dann um die basis kümmern.. helfen, verändern, toleranz...
>doch das können wir nur, wenn wir gelassen werden.. und bin laden und seine rhetorik - nein..
>fanatisten lassen nicht zu.. und daher ist dieser schlag nicht gut, sondern erschütternd, fuchtbar, beklemmend und alles um mich ist schwarz.aber er ist doch auch gerechtfertigt.. in derhoffnung, dass es danach besser gemacht werden könnten...
>idealist? vielleicht.. aber sonst geht man doch auch unter..
>***"Der Krieg, der nun geführt wird, stürzt vielleicht ein Regime, doch der Frieden, den sich alle versprechen, kann eigentlich nicht eintreten. Ich denke, daß bin Laden nicht unbedingt übertrieben hat, als er sagte, daß die USA nie mehr die Sicherheit haben werden, die sie bis dato meinten, zu haben.**"
>die haben sie definitiv am 11. verloren... nicht die sicherheit, aber das gefühl der sicherheit...
>sie waren es nie... genauso wenig wie wir...
>und dazu kommt - wenn bin laden unbekümmert weiter machen kann, dann ist die sicherheit noch viel geringer..
>hier wie in den usa...
>und nun.. ??
>tja...
>wir können hoffen, aber viel hoffe ich nicht...
>gruss, barbara

Hallo, Barbara,

dein Statement ist mir zu wischiwaschi, mit Verlaub gesagt. Selbstverständlich sind die Bombardiierungen jetzt entsetzlich und Ihr habt alle Recht mit Euren Zweifeln, was dahintersteckt, und auch das Zitat über die Notwendigkeit einer langfristig angelegten nicht-militärischen Terrorbekämpfung ist voll richtig. Trotzdem ärgert es mich, wie nachsichtig du mit dem Taliban-Regime umgehst, wie Ihr zweifelt, ob der angeführte Film wirklich authentisch ist. Es ist, verdammt noch einmal, eine primitve Verbrecherbande, die seit Jahren das Volk in einem für uns unvorstellbaren Maß unterdürckt- gerade als Frau solltest du da eindeutig Stellung beziehen! Dass du lesen und schreiben kannst, dein Geld selbst verdienst und Auto fährst, ist nicht dein Verdienst, sondern du hast einfach Glück gehabt, dass du nicht in Afghanistan zur Welt gekommen bist. Ein bisschen mehr Solidarität mit unseren Geschlechtsgenossinen wäre schon angebracht (schau dir vielleicht mal den neuen Film "Der Kreis" an, von einem Iraner, er behandelt das Leben von Frauen im Iran, sozusagen die afghanische Light-Version). Mit anderen worten: Es ist höchste Zeit, dass dieses Regieme endlich verschwindet, ich fand es immer schlimm, dass die Weltgemeinschaft sich das so ungerührt angesehen hat - wer sollte den Menschen denn sonst helfen?





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