Re: Solarkocher, heißes und kaltes Wasser


[ Reisen Cabo Verde - Kapverdische Inseln ]


Geschrieben von Pitt am 31. Mai 2001 23:56:56:

Als Antwort auf: Re: Solarkocher geschrieben von klaus am 31. Mai 2001 21:08:40:

Hallo Klaus!

Mir sind die Sonnenkocher zu Dutzenden im kontinentalen Afrika begegnet, zumeist in der dunklen Garage von Europäern, niemals in Aktion. Es gibt einen ganzen Sack Probleme damit. Es fängt damit an, daß der Mensch in der Hitze lieber am Abend die Hauptmahlzeit zu sich nimmt, geht weiter über die Grösse der Familien und damit die für unsere Standards großen Mengen und Töpfe. Wind und Sand schmirgeln in wenigen Monaten den Glanz von den im Wind ohnehin hilflos schlotternden und früh brechenden Reflektoren. Und in den Staubböen von Sao Vicente im Freien zu kochen stelle ich mir auch nicht gerade angenehm vor.
Da scheint mir noch viel "glamour of technology" zu sein ohne daß bisher eine ökonomisch und praktisch vernünftige Lösung für ein empfundenes Problem erarbeitet worden wäre.

Wir nutzen die Sonnenenergie auf energetisch niedrigerem - und damit weitaus billigerem Niveau. 2 Quadratmeter Kollektor (Kupferblech, ein paar Rohre und ein altes Bierfaß) zum Wassererhitzen geben den ganzen Tag und bis nach Mitternacht heißes Wasser für einen Vierpersonenhaushalt. In den Mittagsstunden ist das Wasser für Haushaltszwecke sogar zu heiß (jenseits 80°C).

Mindestens genausogut ist das Einsparpotential durch eine "caixa economica", das ist eine mit Holzwolle isolierte Kiste, in die der große Cachupatopf nach der ersten Viertelstunde Kochen für einige Stunden gestellt wird. Das hat auch den Sicherheitsvorteil, daß kein Feuer brennt, kein Gas ausströmt und man beruhigt das Haus verlassen kann, selbst wenn Kinder alleine zuhause bleiben.

Beides ist mit einfacher Bastlerausstattung zu löten oder zu zimmern und hält Jahrzehnte.

Alle 10 Minuten aufs Dach krabbeln um zu sehen ob die Sonne noch da steht wo sie hingehört oder ob wir heute ein Stündchen später essen weil der Wind zu stark und die Sonne zu schwach ist oder weil der Cachupasaft und Sand die Reflektoren lahm gelegt haben - noch hat mich das nicht überzeugt.

So, und weil wir schon bei den Ökodiskussionen im Forum sind, setzen wir gleich noch einen drauf:

Die ökonomisch und ökologisch günstigste Lösung, einwandfreies Trinkwasser im Sahel verfügbar zu machen ist, man glaubt es kaum, die Anschaffung von (gebrauchten) Großtankschiffen, Einfahren in die Ströme Nord-Kanadas, Ventile öffnen und dann zurück über den Atlantik in die durstenden Städte des Sahel. So bekäme man die Tonne Wasser deutlich billiger zum Konsumenten in Porto Novo als in München oder Hamburg! Auch die Umweltkosten liegen mit Abstand am günstigsten. Leider ist der Ansatz bis heute politisch nicht gangbar, weil jeder Politiker "sein" Wasser in "seinem" Land produziert sehen will und nicht abhängig werden will. Das ist Illusion von vorne bis hinten in Ländern, die weder die Technologie noch die Primärenergie selbst herstellen.

Zweite Lösung für einen Sahel-Inselstaat wie Kap Verde ist der Aufbau von 4-6 großen Entsalzungsanlagen per inverser Osmose auf einem großen Tankschiff, das zwischen den Städten pendelt. Das rechtfertigt eine gut geschulte und bezahlte Wartungscrew, die Technik wird voll ausgenutzt, man produziert auf hoher See und nimmt kein verschmutztes und infiziertes Küstenwasser auf. Damit hätte man auch fast alles im nationalen Umfeld.

Alle Kleinlösungen, auch wenn mein Herz für sie schlägt, liegen 10, manchmal auch 100 - und bei der Elektrolyse vermute ich bis zu 500 mal höher in den Produktonskosten.

Frohe Pfingsten!

Pitt







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