kulturschock überwunden


[ Reisen Cabo Verde - Kapverdische Inseln ]


Geschrieben von alfred am 12. Juni 2002 13:23:21:

sitze jetzt im Seiteneingang von unsrem Bulli, Tischchen mit Notebook vor mir und arbeite endlich wieder einmal. Der nächste Ort heißt Prerow, das ist auf der Halbinsel Darß.

Bei Christine Mutter war das echt beschissen. Am Montag erklärte sie Christine, daß wir gar nicht eingeladen waren, daß wir nicht erwünscht seien und sie sich für mich schäme, auch alle Verwandten (lernte nur ihre Mutter kennen, die aber saufreundlich zu mir war) fänden mich unmöglich. Die Konsequenz war natürlich, daß wir am nächtsten Morgen loszogen. Davor gab es aber zwischen mir und ihr eine Diskussion und das nervte mich. So etwas Dummes und Verbohrtes findet man auf ganz Cabo Verde nicht. Ich konnte dabei wirklich einmal verstehen, warum es Ausländerfeindlichkeit in Deutschland gibt - meine langen Haare reichen ja schon dafür, das man gar nicht mehr den Menschen sieht.
Wir fuhren dann noch an der Arbeitsstelle von Christines Vater vorbei um sich von ihm zu verabschieden. Er fragte noch, warum wir es so eilig hätten. Nun gut, ich antwortete wahrheitsgemäß, damit war auch klar, daß es ein Abschied für immer von seiner Tochter sei. Wenn sich halt die Mutter für die Nachbarn und Verwandten entscheidet, nicht für die Tochter ?!?!?

Wir waren irgendwie erschüttert, die Welt war trübe und ich verstand den Spruch "wie auf dem flachen Lande". So erreichten wir Rostock, ergründeten die Funktionsweise eines Parkscheinautomatens und gingen Shoppen, noch ein paar nötige Dinge besorgen wie zB einen Nachttopf für unsre Kinder, was gar nicht so einfach war. Die Stimmung wurde besser, die Menschen um uns waren freundlich, besonders ein junger Mann bei Vobis, der mir nicht weiterhelfen konnte mit einer Auskunft, weil er halt nicht von dort sei - nein, muß schon sagen, daß die Leute in Ordnung sind, erkenne auch, daß es einfach ein Problem von Christines Mutter ist.

Dann fanden wir ein Plätzchen für die Nacht, ich kochte gefüllte Paprika in Tomatensoße und wir erfreuten uns an unserer gewohnten Küche. - Da schrillte das Movel und daran war eine weinerliche Stimme: könnt Ihr mit mir das ungeschehen machen, was ich da von mir gegeben habe - Christines Mutter. Also, gerade abgeschlossen mit der gegenwärtigen Mutterbeziehung, die schönen Erinnerungen an eine Kindheit wieder aufgefrischt und neu lackiert, kam sie wieder an. Tja, ein nachdenklicher Abend und eine Nacht, in der wir lange und gut geschlafen haben, 12 Stunden am Stück. War sehr erholsam, nur halt ein bißchen dicker Schädel.

Aber es gab halt auch sehr viele liebe Anrufe von Menschen, die wir von Cabo Verde kennen, eben war auch die Mailbox knackend voll mit freundlichem Inhalt.

So, kurz zur Lage, jetzt muß aber gearbeitet werden.

ganz liebe Grüße


alfred





Antworten:


[ Reisen Cabo Verde - Kapverdische Inseln ]